beitrag von: BOA
Gänsehäufel
Ich erinnere mich an den Geschmack der gefüllten Paprika mit ein wenig Zucker in der Paradeissauce, an goldgelbe Kartoffeln und an das Briochekipferl zum Frühstück zum picksüßen Tee im Petzibär-Häferl, mit einem Schluck kaltem Wasser, damit ich mir den Mund nicht verbrenne.
Ich erinnere mich an lange Sommertage im Gänsehäufel, an die Straßenbahnfahrten dorthin am Anfang der Woche – zuerst mit der Linie 5 und dann mit dem Bk, lange bevor die U-Bahn an die Alte Donau fährt. Meine Oma hat dort eine Kabane. Wir beide schlafen dort. Sie wärmt das an den Vortagen gekochte Mittagessen am kleinen Spiritusherd. Sie schwitzt in der Enge der Kabine. Ich decke den Tisch auf der Wiese. Für mich und die anderen Kinder. Meine Cousins und Cousinen, die die Tage mit mir verbringen, aber nie die Nächte. Sie sind anders. Schlafen bei ihren Eltern und nicht wie ich bei Oma. Sie sind gesellig. Ich nicht. Am besten schmecken die aufgewärmten Rindsrouladen und die von Oma selbstgemachten Topfentascherln.
review von: peter rosei
das ist stimmig, ist gelungen und brauchbar als dokument. Ich lese es gern. frage: ob diese erinnerungen eingebaut werden können in ein größeres, gesellschaftliches, politisches etc. panorama?