beitrag von: ALRiegraf
Einzimmerwohnungs(-welt)beschreibung
„Kruscht“ nannte ihr Großvater das, was sie in den 30qm um sich herum verteilt hatte: Antiquarische Bücher auf maroden Weinkisten. Postkarten aus Museumsshops. Ableger in portugiesischen Tassen. Analogkameras in spröden Ledertaschen. Staubige Notenbücher auf einem schiefen Klavier.
„Tinnef“ sagt man dort, wo ihre 30qm sich befinden - ein Haus, in ein Betonkorsett aus Neubauten gezwängt.
Aufgetürmt um sie: Berge aus Dingen. Und sie.Allein.
Sie sieht sich um. Plötzlich: Puls des alten Lebens: Weinkisten aus dem Keller des Großvaters; Kästnerlyrik aus seiner Bibliothek; Karten mit Schilduhren aus dem Schwarzwaldmuseum, in dem er Touristen umherführte; Pflanzen, die seine Fensterbank wie ihre zierten; Voigtländerkameras, die kein anderer anfassen durfte, bis er sie ihr schenkte; er und Bach am Klavier.
Aufgekeimt in ihr: Berge aus Erinnerungen. Und sie.Allein.
Flucht in die Küche: „Schale voll Heimweh“: Linsen mit Spätzle. Sehnsucht nach Bergen - nur nicht nach denen aus Dingen.
review von: peter rosei
Man bekommt richtig Lust, was sage ich, Interesse (aber auch dieses Wort ist unpassend), in das Leben dieser Frau einzudringen, mehr zu erfahren etc. Auch der Erzählton passt. Vielleicht solltest du nicht so stark gliedern. Dass aber nur in Hinsicht auf ein: weiter so.
Vielen Dank für die wertschätzende Kritik und den Schreibimpuls!
Zu Beginn dachte ich noch, es würde ein Gedicht werden, daher die Gliederung. Aber stimmt, es sollte ein Fließtext sein. Jedenfalls bis zur Flucht.
Ich werde mich an einer Fortsetzung versuchen.