beitrag von: stefaniekopetschke
foto der hand meines vaters, mir von meiner mutter per whatsapp zum behufe einer schreibübung übersendet
für einen ex-zwei-meter-mann ist die hand meines vaters recht klein, schmale finger, keine verbrennungen, kein verband, kein schorf. er tut ja seit langem nur mehr das nötigste, schreibt meine mutter, mit smiley, weil das so nicht ganz stimmt. immerhin kocht er jeden tag für sie. das sind die neuen zeiten. die alten zeiten waren die, als er noch tonnenweise spätzle in kochendes wasser rieb und ihm einmal pro jahr das messer ins fleisch fuhr. am anfang spürt man es kaum, der vater sieht nur, heieiei, es ist drin und der abend ist noch lang. weh tut's ja erst beim rausziehen, und auch dann schießt das blut nicht sofort aus der wunde. bis dahin hat der vater das erste pflaster schon drauf. beim weiterschneiden rollt er den finger ein, raus aus der schusslinie, vielleicht drosselt er das tempo. vielleicht aber auch nicht, denn zeit ist immer zu wenig in der küche.
im museum die arbeitenden hände sind größer. und bis zum groben sind's auch nur ein paar pinselstriche mehr.
review von: peter rosei
die schreibübung ist dir gelungen. man folgt dir gern. allerdings weiß ich nicht, worauf du damit hinauswillst. ironie? wehmütige erinnerung? - vor allem der schlusssatz ist verwirrend.
jedenfalls sollte es gefahrenzone heißen - statt schusslinie, aus sachlichen gründen.
