beitrag von: RKarauscheck
Mäandern
Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Mein Orientierungssinn ist schwach ausgeprägt. Nachhause habe ich noch immer gefunden. Das Heimweh hat mich zurückgeführt. Der leichte, wenig beschwerliche Weg, ist schwer zu finden. Irgendwo links oben, nord-östlich, soll er verlaufen. Lange schon hab ich die Suche aufgegeben. Ich geh das Bachbett entlang, über Stock und Stein, über Zäune und Wiesen und versuche mich nicht erwischen zu lassen. Ich lache wie ein Kind, frei und leicht. Jeder Steinhaufen, jede Lichtung, jedes Wegkreuz hat einen Namen. Ich hab zwar kein Ziel, bin aber am Weg zur Wetterin, dem Wetterstein (ein starker Name, denk ich still). Flüsse mäandern, Hundes streuen und Bob Dylan singt: „If dogs run free, so why don´t we?“ Ist die Frage des Nobelpreisträgers rhetorisch gemeint? Ist sie ein Zen-buddhistischer Koan? Welche Hunde laufen frei? Sind Hunde freier als ich? Will ich frei sein wie ein streunender Hund? Mit gleicher Münze geantwortet heißt es: „not knowing comes nearest".
review von: peter rosei
gutes feuilleton, lässig erzählt. man nimmt dir das spielerische ab - und auch die gelegentlichen weisheiten. sehr fein.