beitrag von: BOA
Die andere Station
Am nächsten Tag werde ich auf eine andere Station verlegt. In der Mitte ein Aufenthaltsraum, weiße Tische, weiße Stühle, festgenagelt, links und rechts jeweils ein Gang mit Türen in Einzel- oder Doppelzimmer, alle ohne Schlüssel. Das Schwesternzimmer ein verglaster Kubus mit Rundumblick, Tablettwagen am Gang, Kräutertee und Wasser zur freien Entnahme, Plastiktassen und zerkratzte Becher, die vielleicht einmal so ausgesehen haben als wären sie aus zerbrechlichem Glas. Konstante Temperatur von 21 Grad. Fenster, die man nicht öffnen kann. Der Geruch nach sterilem Unglück. Meist ist es still dort, nur vor der Abendausgabe der Medikamente kommt Unruhe auf. Oder wenn Neue kommen, die sich noch wehren, nicht wahrhaben wollen, dass sie hier gelandet sind und ihren Widerstand artikulieren, ihren Wahnsinn oder was andere dafür halten hinausschreien, wo ihr Schmerz von den Wänden widerhallt und doch ins Leere läuft.
review von: peter rosei
das ist stark. das kommt ohne verzierung - einfach wie es ist. Das geht direkt auf dich zu. (So könnte ein größerer text beginnen.)