beitrag von: ALRiegraf
Stadt(-welt)beschreibung: Heidelweh
Immer, wenn sie Heimweh überkam, wurde die Wohnung zu klein. Übereilig floh sie hinaus. Portemonnaie vergessen, Zigaretten nicht. Es kümmerte sie kaum. Geld hatte sie sowieso keines. Rauchen als pseudoromantischen Lifestyle wollte sie sich abgewöhnen. Aber das hatte Zeit:Erstmal aus dem Gefühlskoma erwachen. Sie schwang sich auf ein klappriges Rennrad und fuhr los. Abseits der Menschenmassen in die kleine Gasse mit efeubewachsenen Häusern. Über gepflasterte Wege im Schatten der Kastanien direkt unter der Schlossruine. Die Stadt, die nicht ihre war, war wie gemalt: sauber, akademisch, reich. Sie war nichts davon. Oft dachte sie schon, sie gehöre nicht hierher und zog doch nie weg. Warum fragte sie sich, als sie auf die geteerte Straße zum Fluss abbog. Als sie ankam, fand sie klares Wasser, aber keine klare Antwort. Ihre Gedanken wurde vom leichten Uferwind fortgetragen-und mit ihr die Frage nach Heimat. Sie würde nun erstmal mit ihrer Rastlosigkeit eine Versöhnungszigarette rauchen.
review von: peter rosei
sehr schön die melancholie eingefangen. kleinstadt. Erst dachte ich: zu viele eigenschaftsworte. aber dann hat's gepasst.