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weltbeschreibung

beitrag von: ALRiegraf

„Heute kein Heimweh“

„Statt Papa wirst du Opa sagen, denn seine Stelle ist verwaist und wirst du später nach ihm fragen, so sagen wir, er sei verreist.“

Sie betrachtete das gerahmte Gedicht. Dann drehte sie den Wasserhahn auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. „Heute kein Heimweh“, murmelte sie und setzte sich an den Esstisch. Erschöpft schob sie sich eine Handvoll Mandeln in den Mund und sah sich um: Notizen. Wie kleine Inseln lagen die gestapelten Papiere auf dem Boden verteilt und forderten sie heraus: Schreib doch mal wieder. 
Sie senkte den Kopf und schloss die Augen. Sie dachte an die Pfingstrosen vor dem Haus, die in wenigen Tagen verblühen  würden. An den uferlosen Wuchs des Efeus an der Tür. An die trägen Schritte des Dackels. An die frischen Gläser voll Quittengelee und daran, dass sie eines Tages auskühlen würden. 
„Heute kein Heimweh“, murmelte sie wieder und warf ihr T-Shirt auf eine der Inseln. Lose Verse turnten durch ihre Gedanken, doch keinen einzigen wollte sie behalten.

review von: peter rosei

die atmo der unentschlossenheit, eines gewissen weltverdrusses kommt gut herüber, man folgt gern - wenn mir auch die funktion des spruchs: "heute kein heimweh" bis zuletzt nicht ganz klar wurde.
Anna Leoni Riegraf sagt
12.06.2022 09:27
Vielen lieben Dank, Herr Rosei.
Der Spruch kam mir, weil ich gestern gerne noch etwas für Ihre Klasse schreiben wollte und mir doch wieder kein anderes Thema einfiel. Es bleib beim Heimweh. Also dachte ich, ich schreibe einfach darüber, wie ich schon wieder über dieses Gefühl schreiben will.

Danke Ihnen für die angenehme Schreibklasse und allen Teilnehmenden für die vielen bereichernden Beiträge. Bis zum nächsten mal!

PS: Die Frau ohne Titel ist nun übrigens eine Frau mit Titel und der Hosenanzug kniff viel weniger als gedacht.