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weltbeschreibung

beitrag von: Juttav

unterschätzt

Vor einem Jahr hat sie das Haus am Rand des Dorfes gekauft, vor allem wegen seines großen und 
gepflegten Bauerngartens. Der Traum der Selbstversorgung schien greifbar nahe. Doch 
inzwischen fällt ihr die Arbeit hier schwer. Vielleicht hat sie die Situation doch unterschätzt. 
Sie richtet sich mit Mühe auf und schaut in die Weite. Teile der Landschaft fügen sich in ein 
harmonisches Bild. Andere brechen seitlich ab oder reißen in der Mitte. Am Horizont nähen 
Bäume in großen Stichen Oben und Unten zusammen. Wind streift ihr Haar. Das ist kein 
Wind, der sich etwas zutraut. Er verliert sich. Wie die Wolken, die im Grau verschwinden. 
Ihr Blick fällt auf die riesige Anlage am Ende der Straße. Das Licht in den Hallen der 
Schweinemast ist trüb und kalt. Manchmal dreht der Wind. Dann riecht es und schreit so 
durch die Straßen, dass sie das Küchenfenster schließen muss. Aber nur manchmal.

review von: peter rosei

ein angeknackstes idyll, ein traum, der nicht so recht aufgegangen ist - erschließt sich gut. manches ein wenig unbeholfen, etwa 3. satz: "hier" streichen 6. satz: "fügen sich zu einem ..." andererseits sehr gelungen: die nähenden bäume.