beitrag von: samya
es lebt sich so.
gestern hab' ich von 13.17 uhr bis 20.48 uhr schachteln befüllt. ich hab's getan, weil ich es alle sechs monate tun muss. seit sechsundzwanzig jahren.
eine langweilige tätigkeit. ohne jede herausforderung. aber mit sehr viel konzentration.
das füllmateriall ist weiss. unterschiedlich klein. die geschmäcker nicht wirklich different.
nur eines der dinger ist anders: klitzeklein. zuckerlrosa. genauso schmeckt es. meine herzschlaghilfe.
jeden tag leere ich meine pillbox.
am morgen. am abend. sie wartet auf mich.
mit je siebenundzwanzig tabletten.
ich nicht auf sie.
aber schlucken tu ich sie.
unwillig zwar. aber ich mach's.
meistens mit todesverachtung und dem satz meiner ärztin im ohr: 'wenn sie sie nicht nehmen, dann ist bald schluss mit dem, was leben für sie heisst.'
ob mich das motiviert? ich weiss es nicht.
einen tag pro woche nehme ich sie nicht.
ich lebe meinen persönlichen ungehorsam.
an diesem tag verabreiche ich mir eine spritze. subcutan.
review von: teresa präauer
liebe samya, das klingt fast ein bisschen wie ein tagebucheintrag, oder? eine sehr besondere art des 'essens', ja! magst du sagen, ob das autobiografisch ist? aber vielleicht spielt das auch keine rolle und als leserin muss ich es nicht wissen. jedenfalls eine überraschende lektüre! danke, teresa
ja. es hat was von einem tagebucheintrag oder vielleicht besser was von einem beibackzettel, der nervt. weil's wohl auch nervt dieses tun und die reallität, die dahinter steckt. die medikamente haben was von essen und müssen verdaut werden und das hat durchaus was erotisches, wenn man ans furzen und rülpsen und alles dszwischen denken mag. was ja nicht unbedingt der erotischen wonne entspricht. es soll aber auch leute geben, die darauf stehen. ich find's grauslich.
ich schreibe den text am wochenende um und stell ihn dann hier rein. krieg ich dann bitte auch eine rückmeldung. alles beste. samya