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alles zusammenstauchen, was geht – exkurse in die ökonomie der diminuierung

beitrag von: mschwaerzler

wer knuspert an meinem häuschen

ausgangswerk: hänsel & gretel
von: Gebrüder Grimm

jugendliche aus einkommensschwachem haushalt ausgesetzt im wald. 
alternatives gps system erweist sich als dilettantisch, leckt
verloren, ganz arm 
stoßen auf eine lebkuchenbude im wald 
essen gierig, 
obwohl trockene angelegenheit 
lebkuchen als restposten von weihnachtsmärkten 
beim knuspern unvermutet gestört 
hexenstimme aus dem off: knusper, knusper, knäuschen. wer knuspert an meinem häuschen?
der wind, der wind, das himmlische kind als ausweichende antwort 
hexe wie zu erwarten böse
sperrt hänsel in den stall, will ihn mästen 
wird durch gretels küche leider nicht schnell genug dick
sie verwendet nur regionale produkte des waldes 
alles leiden hat ein ende
einschwenken auf die zielgerade eines happy ends
ein schubs als turning point im narrativ
hexe unsanft den flammen des feuers übergeben
händchenhaltend und hamma happy
zurück nach Hause 
kaltherzige stiefmutter noch rechtzeitig aus dem plot entfernt
Vater frisch geschieden freut sich

P.S. …… leben heute alle nicht mehr 


review von: fritz ostermayer

ich erkenne schon mit einem grinsen: ihr stil/trick ist die wahrlich komische kollision diverser soziolekte mit emsiger berichterstattung. die tolle idee ließe sich schier zu einem neuen, zumindest mir noch nicht bekannten "kleinkunstigen" genre ausbauen. und "kleinkunst" meine ich hier alles andere als despektierlich. warum nicht "romeo und julia" im erzbürokratischen ton zusammenfassen? oder einen roman von thomas bernhard in aktueller jugendsprache nacherzählen. oder marlene streeruwitz in the style of esoterischer selbstfindungsseminare. ich glaube, sie haben da ein kleines erfolgsmodell ersonnen. bleiben sie dran! das schreit geradezu nach einer poetry-slam-reihe.