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alles zusammenstauchen, was geht – exkurse in die ökonomie der diminuierung

beitrag von: AlineB

Jemand, der jemanden fängt

ausgangswerk: Der Fänger im Roggen
von: J.D. Salinger

Verlorene Liebe, Schlag ins Gesicht
Verlogene Welt, zerschlagenes Ich
Drinnen zu warm, draußen zu kalt
fürs Lieben zu jung, fürs Lachen zu alt
Einer ist tot, zum einen zu weit
für die eine zu spät, also bleibt er allein

Wohin gehen Enten, wenn es friert?
Wohin gehört man, wenn man sich verliert?

Roter Stoff in einem Meer aus Schnee
Hoffnung in einem See aus Heimweh
Die anderen sind schuld, sind Spießer und Lügner
er selbst ist von allen der größte Betrüger
Alle dumm oder scheinheilige Schleimer
Oder unerreichbar, also bleibt er wieder alleine

Wohin gehen Enten, wenn es friert?
Wohin gehört man, wenn man sich verliert?

Vertrauter Tanz, echtes Gespräch
Karussell, das sich immer weiterdreht
Museum, in dem alles bleibt wie es ist
Zuhause, das er heimlich vermisst
Nur für einen Moment kommt er dort an
weil er doch nicht allein sein kann

Wohin gehört jemand, der jemanden fängt,
der spielend durch den Roggen rennt?

review von: fritz ostermayer

Eine wunderbare Stauchung, bei der mir die Fragen am besten gefallen, auch weil sie so lapidar poetisch klingen als nürgelte sie bob dylan in einem song: 

Wohin gehen Enten, wenn es friert?
Wohin gehört man, wenn man sich verliert?

Allein schon, dass Enten "gehen", rührt mich! Dann auch noch bei Frosttemperaturen! Der ganze Jammer unseres Daseins ficht mich da an.Und am Ende die Fangfragfe schlechthin:

Wohin gehört jemand, der jemanden fängt,
der spielend durch den Roggen rennt?

Es ist sehr lange her, dass ich das Buch gelesen habe, aber durch ihr Gedicht kommt es mir als Enten ... pardon Gänsehaut-Echo zurück. Danke dafür.