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alles zusammenstauchen, was geht – exkurse in die ökonomie der diminuierung

beitrag von: julianformanek

Odyssee

ausgangswerk: Odyssee
von: Homer

Das Hin und Her macht mich seekrank. Bitte hör auf so zu Schaukeln.
Ich muss endlich heim. Da zieht's mich jetzt hin in einem Strudel. 
Wer bringt mich heim, ist das Taxi bestellt?
Vom ganzen Wein, weiß ich gar nimma wo ich gerade bin.
Schau mich kurz um, wo bin ich jetzt gestrandet?

Der Taxifahrer will eine Adresse, aber mir fällt nix ein bei all dem Lärm.
Im Radio läuft Meeresrauschen und draußen quietschen die Sirenen, 
er fragt wohin, ich sag „Niemand“ und spring raus, bevor er mich sieht.

Jetzt kommen die Bauchschmerzen wie bestellt, ich hab Sehnsucht nach was zu essen.
Sie müssen mich an einen Laternenmast binden, weil ich alle Würstelstände um Almosen anbettle, 
meine Freunde tun mir den Gefallen, das hat uns frischen Wind verliehen, 
wir biegen ab in die einzige Gesellschaft, die offen hat. 

Von Karaokegesang bezirzt, vergessen wir die Zeit, die Heimat ist, 
bis das Morgengrauen aufkreuzt, wie Skylla und Charybdis. 
Ich geh dorthin heim, wo niemand auf mich wartet. 

review von: fritz ostermayer

die odyssee als "bsoffene gschicht": fast aufgelegt in einer WIENER schule für dichtung, würd ich meinen. stellt sich die frage: sollte man sie dann nicht konsequent in ein wienerlied quetschen? oder gar rappen im falcoschen deutsch/englisch-mischmasch? nur so eine frage. bonuspunkt für "quietschende" sirenen. ob die odysseus auch so verrückt gemacht hätten? jedenfalls könnte das quietschen der sirenen eine interessante weiterführung zu meiner (von adorno und horkheimer abgekupferten) vermutung sein, die da lautet: sirenen singen nicht für abstinente helden. für besoffene quietschen sie zumindest. sehr guter text zum drumherumspinnen. vielen dank.