beitrag von: malaidoskop
Geheimnisträger
Wenn es dich nicht gäbe
müsste man dich erfinden
ich bin von Ozean zu Ozean
gereist, um einen Menschen
wie dich zu finden
Du glaubst nicht an dich
bist voller Zweifel und Angst
und ich frage mich jeden Tag
weshalb Du so zauderst und bangst
wo doch so viele Menschen
an dich und deine Kunst glauben
nur Du selbst glaubst nicht an dich
und wir warten und bangen mit Dir
und hoffen und glauben an dein Werk
denn Kunst ist nicht nur Technik
sondern auch Wahrhaftigkeit
Schmerz, Wille und Mut
Deine Kunst steht weitab
für sich alleine, herausragend
ernst und doch voller Liebe
für die Menschen in deinem Leben
hättest Du doch nur ein wenig
dieser Liebe auch für dich selbst.
review von: nora gomringer
Tragen Sie das Geheimnis für die zaghafte Person? So liest es sich. Oder Sie sprechen dieser überaus künstlerisch ausdrucksstarken, aber eben zu verzagten Person ein Geheimnis zu, wie es viele Menschen „den Künstlern“ generell zusprechen. Ein Berufsstand, der Geheimnisse kennt, sie bewahrt und mit ihnen arbeitet. Die Gesellschaft schätzt verrätselte Künstler, liebt aber auch die transparenten. Hier jedenfalls sollen Blick und Bestärkung des einen den anderen zu der Größe heben, die längst in ihm vermutet wird. Und wie traurig die letzten Verse anklingen, weil ja genau das immer das Dilemma ist. Einen für sein eigenen Stärken blinden Menschen sehend machen, ist nahezu unmöglich. Hier also liebevolle Anrufung. Ich weiß nicht, ob die unterschiedliche Schreibung der Anrede – mal groß, mal klein – etwas bedeuten soll. Sie scheint mir willkürlich, stoppt aber den Lesefluss. Eine einheitliche Entscheidung wäre sinnvoll, scheint mir. Der Reim gelingt, ist aber da er keine weitere Aufnahme im Gedicht findet, sehr freischwebend. Es ehrt Sie, einen zaudernden Künstler zu bestärken! Ihre NG
Herzlich, MS