beitrag von: chzureich
Den Hund rufen (nach Friederike Mayröcker )
Ich schreie, ich singe, ich gurre es und hauche
wie dein kupferfarbenes Fell mich streicht, dein herzeweiches Welpenfell die Sonnen radiert, die Ränder meiner harschen Tage.
Ich rufe, ich kose, ich donnere deine Namen, die Welt, die ganze müde Welt in den ersten, ernsten schon gefaltet, dein Rufname drei hymnische Silben.
Die mürbe hundemüde Welt ruht, träumt neu sich in deinen herben, wilden Herbstlaubduft.
Ich lobe dich mit Nebel gewordener Stimme, verdichtete, versponnene, verbauschte, Sprechwolke über deinem kupfernen Köpfchen.
Ich flüstere dir ein Wiegenlied in deinen Weidenkorb, denn auch du sollst ruhen.
Ich schütze deinen Schlaf, deinen wollenen, duftenden, staunenden, lichten, somnambulen, halbwachen Schlaf.
review von: nora gomringer
Ist schon interessant, wie die Gedichtsprache der FM so frei wirkt, dabei aber sehr konzentriert ist und nur bedingt Ausdruck von Wildheit. Denn Syntax und Grammatik sind selten angegriffen, fast immer in Gänze intakt. Aber natürlich sind es die Mikroeinheiten im Text. Die winzigen Universen, die zwischen den Wörtern entstehen! Herzeweiches Welpenfell… das allein! Ein Hundekind wie das Moseskind, gefunden, angetrieben im Weidenkorb, das wachsen und gedeihen soll. Der Mensch des Hundes Hüter (und umgekehrt). Hinter „verbauscht“ – das so ein herrliches Wort ist und auch ich seit Jahren mit Wonne nutze – braucht es kein Komma. Das meine ich mit der Präzision der auf den ersten Blick so befreiten Sprache… die Mayröcker war immer genau und ich freue mich, diese Hymne auf einen reizenden Hund lesen zu können. Auch Dorothy Parker hat schöne Hundegedichte in der Welt gelassen. Wau! Ihre NG