beitrag von: k_koerting@posteo.de
Ode an den Bauch
He
Bauch, ich
komm nicht mehr
um dich herum. Muss
dich zur Kenntnis nehmen
Rund bist du geworden, weich
Flach hielt ich dich, gab Immer Acht
auf dich, doch nahm dich nie für voll. O
Bauch, du Angstbauch, der die Seele frisst. Ich
habe dich misshandelt all die Jahre. Wollte dich un
sichtbar machen, angepasst an flachen, toughen, hungrig
muskelharte, strenge Aufpass-Bäuche. Mein Erfolg solltest du
sein, jeder Bissen konnte dich gefährden. So viel Stress habe ich in
dich eingefressen, Eile, Kälte, schnelle Speisen, viel zu heiße Bis
sen, Traurigkeit, Verachtung, all das liegt verwandelt in die
Fettschicht den du dir in deiner Weisheit zugelegt, du Wun
derbarer, hast mein eitles Streben nach Vollkommenheit
verdaut, mein Sehnsuchtsbauch Mein Wackelbauch.
Jetzt kamst du, um zu bleiben, ich will dich
in Ruhe lassen, du mein mehrmals-schwan
gerbauch. Mein Schaffbauch, bist ein
Lachbauch auch! mein Wunder-Trotz
dem-Bauch. Was wär ich ohne
dich? Nicht nichts
aber nicht
ich.
review von: nora gomringer
Ein barockes Formgedicht über eine barocke Formen. Gut so. Ich mag die Selbstironie und die genaue Selbstbeschreibung der lyrischen Stimme des Gedichts sehr. Es erinnert mich an Ovid und an lebhafte Lateiner und Griechen, die Körperteile und -funktionen lobten und damit ein grundlegendes Verständnis des Körpers als Unterstützer und nicht Saboteur des Geistes mitlieferten. Dieser Bauch hat was erlebt und wird geliebt und es wird ihm ein sattes Gedicht gewidmet. Der hat’s gut. Danke für’s Lesen lassen! Ihre NG