beitrag von: Boris_Greff
Abendlob
So sachte eingegossen
den Bogen in den Regen
der Horizont zerflossen
kann sich kaum bewegen.
Das Abendrot heut' gar nicht rot
zitronenzartes Gelb;
heute leb' ich noch und bin nicht tot
bestaune das Gewölb'.
Ich leg' die Augen ziegelwärts
du schaust auf dein Display;
so lob' ich mir den Weltenschmerz -
mit dir ist's schon okay.
review von: nora gomringer
Sie kennen viel und sind in der Lyrik mit allen Wassern gewaschen. Es ist schon ein Vergnügen, so leichte Verse zu lesen. Selbst die Kurven kriegen sie… die, die quietschende Reifen produzieren, die mit Pathos und Reimkitsch. Es gelingt Ihnen. Denn „Weltenschmerz“, diese dichterische Behelfslösung --- ohmann, das KANN doch eigentlich KEIN MENSCH MEHR HÖREN. Aber hier lass ich’s mir eingehen, weil der Bruch so kolossal ist. Und schön ist auch, dass das Gewölb am Himmel auf einmal eines aus festgefügten Ziegeln wird. „kann so nur uns begegnen“ – statt „kann sich kaum bewegen“… fänd ich stimmiger, denn schließlich bewegt er sich im Fliessen ja doch und das foreshadowing auf doch-Beziehung… aber ich lasse Sie. Sie wissen schon, was Sie machen. NG