beitrag von: ClausMischon
Ode an die Seife
O du handschmiegendes
Morgenglück, Abendglück, Tagesglück, Immerglück
Du Seife, Freund meiner Haut
Jedes Waschen, jedes Duschen, jedes Baden mit Dir
Gebärt mich neu
Seife, du machst aus mir ein Geschöpf
Unter meiner Achsel, in meinem Gesicht,
An meinem Geschlecht
Bin ich schaumgeboren
Du lavendelst mich
Du kernst mich
Ich mag dich als Olive, als Milch, als Rose
Dein Duft ist ein Urknall
In meiner Nase kräuseln sich Kristalle
Von der ersten Waschung bis heute und immerdar
O Du meine Seife
Niemals werde ich Dich verraten
An irgendein Bodygel
An Geblubber, Geplatsche, Geschmiere
Seife, Du mein zweiter Körper
review von: nora gomringer
Aaaaah, das Lob der Dinge! Je nachdem, wen man fragt, wird man über die Seife großes Lob hören als Krönung zivilisatorischer Prozesse oder schaurige Puritanerin. Sie und Hans Magnus Enzensberger haben das sehr schön beschrieben und viele Facetten dieser „reinen Freude“ in Bilder gefasst. Ist Ihnen die Seife männlich? Das finde ich interessant. Und funktioniert. Hätte ich gar nicht gedacht. Ich würde „gebiert“ wählen statt gebärt. Sehr schön ist der Vers vom Geschöpfwerden durch Seife. Und vielleicht ein bin ich schäumend geboren – dann weiß jeder, dass Sie auf das Aphroditische im Wort anspielen und trotzdem ist es etwas hüpfender. Machen Sie sie doch vielleicht auch ein bisschen glitischig? Wie ein Fischlein außer Wasser… damit Ihr Schwur, nur ihr treu zu bleiben auch den Vergleich mit dem Bodygel in komplizierten Lagen glaubwürdig besteht. Schön schäumend! Ihre NG