beitrag von: chzureich
dreifaltig
Die Großmutter hat sich zerlegt
so lange ist sie her
in
Gerüche
Haus
und Garten
überlagerte Äpfel, ihre Renette, runzlig und
wächsern in der Hand
ein Keller
Pfirsiche von dem Baum hinterm Haus
mit weißem Fleisch und dichtem Flaum
eine Stube
Gloria Dei, ihr Rosenstock, ihr Stolz
Butterreifgelb, mit kräftigen Dornen
eine Kammer zum Schlafen
Die Rosen und die Pfirsiche duften fast gleich,
Großmutter starb in der Stube.
Meine Großmutter ist jetzt ein Haus.
Meine Großmutter ist Obst und eine Rose.
Meine Großmutter ist Gelbgeruch und Reife
auch etwas Staub.
Gerüche
Garten
Haus
Großmutters Dreifaltigkeit.
review von: nora gomringer
Großartig finde ich das. Tief berührend und es erinnert mich an die klare Sprache Inger Christensens. Sie wagen ein paarmal was, gerade genug, damit der Text ins Summen kommt und sind aber so ruhig und beherrscht darin, dass alles von selbst lebendig werden kann. Toll. Und etwas Staub ist die Großmutter – das ist sehr feines Augenzwinkern, aber das ist eigentlich schon zu viel im Rückschluss auf ihren Vers an dieser Stelle. Es schwebt alles und ist an herrliches Material gebunden: Die Pfirsiche, Gelbfarbe – die Großmutter ist ein olfaktortisches, ach, pan-sensuales Gedächtniserlebnis. Gelungen! Ihre NG