beitrag von: chzureich
Fenster
Ich weiß nicht, warum sie zu uns stieß in Chicago, 30 Jahre her, 70 Teens auf Tour.
Weiß nicht: Geplant oder weil einer ihrer Söhne (die Tuba?) Stiche brauchte, Loch am Kopf. Er fiel am ersten Morgen um vor Hunger.
Ich weiß nicht, ob ich es war, die nach ihrem Kostüm mit dem Knallblumenmuster fragte.
Ob ich lachte, als sie Laura Ashley, sagte, Gardinenstoff, Rock und Jacke selbst geschneidert. Ich bin ein Fenster -
Weiß nicht mehr, ob ich dachte: fett.
Sie war fett.
Was ich erinnere: Zwischenstopp am McCullom Lake. Sonnencreme und Hamburgerfleisch. Meine Lippen wie Gummi vom Labello, darunter rauh, Mundstück und heimliche Küsse. Die Piccoloflöte übte Läufe, um nicht schwimmen zu müssen, irgendwer summte ein Medley.
Ich weiß noch, wie sie aus ihrem Kostüm stieg, die Sonne verdunkelt, mein Blinzeln, weiß noch, wie sie weitersprach und lachte, weiß: sie in ihrem Badedress. Wie ich dachte: Irgendwann werden wir auch mögen, wer wir sind. Bäuche, Haare, Nasen, Münder.
Sie war ein Fenster.
review von: nora gomringer
Man ist geradezu mit im Band Camp, am See. Starke Bilder, man liest gierig immer weiter. Das nicht-Wissen sorgt für Beschreibungen, die mir als Leserin Sicherheiten eingeben sollen. Ist eine interessante Wirkung. Eine Frau, die mutig und fett ist und „uninhibited“ scheint, die ist ein Fenster. Ein gutes Bild. Zukünftig und inwendig. Beides. Man liest den Satz und möchte innerlich ersetzen: Sie war die Zukunft. Ich hab’s sehr gerne gelesen! Danke Ihnen, Ihre NG