beitrag von: k_koerting@posteo.de
Callistus
Er steht wie eine Statue
vor der Taverne, steht
für die große, bescheidene Würde
friedlich-verwegener Männlichkeit
Du liebst ihn schon lange
Wie er die Zigarette zückt
den Kopf übers Feuer beugt
sein Gesicht strahlen lässt
Die geschwungne Linie seiner Nase
Das zärtliche Grau im Haar
Die mittelalten Falten im schmalen Gesicht
Den Bauchansatz unterm lässigen Leinenhemd
Die Risse in der ausgewaschenen Jeans
knapp unterm Po
Was für ein Arsch!
Du fühlst dich wie ein altes Mädchen
das Erwachsensein verlernt
- nur für dich
hat er seine Cowboystiefel angezogen!
Mit dem Elektrozünder bringt er
die Kerzen auf den Tischen
zum Brennen, eine nach der andern
Kommt endlich zu dir
entfacht dein flackerndes Licht
Versteht das ganze Leben
das an ihm vorbeiwackelt
durch seine Schönheit hindurch
Die sinnlose Sonnenbrille
ins lichter werdende Haar geschoben
ein nicht endendes Vorspiel
wie jeder Vers, der etwas taugt
Kali Nichta Gute Nacht
review von: nora gomringer
- Verwegen und lustvoll ist dieser Blick. Man liest sich mit heran an diesen Schönen. Das macht Spass und ist etwas voyeuristisch. Ich bin etwas verwirrt, ob dieses Callistus – den ich als römischen Heiligen abgespeichert habe, aber vielleicht bin ich ganz falsch und der Begehrte ist ein Grieche. Immerhin werde ich mit Griechisch aus dem Gedicht geschnippt. Sexy: das nie endende Vorspiel, wie jeder Vers, der etwas taugt. Ach, schön, dass Ihr Text der letzte dieser vielen Hymnen für mich war. Ich habe alle gerne gelesen, manchmal war’s zöh. Aber mit ihrer Belobigung des Callistus zu enden: Das ist Freude. Ihre NG