beitrag von: trivialpoet
ode an die wahrheit
wenn die schatten verglühen
und das ultraviolett die haut nieder-
brennt bis zu den grundmauern der subcutis
und darüber hinaus
die faszien
die muskeln
die sehnen
zerschmelzen;
die flucht über den horizont
der silhouette nicht mehr
möglich ist
und am ende
selbst die sonne vor
ihrem bild im glatten
spiegel bleicher knochen erschrickt,
dann scheidet sich
tag von nacht
und
illusion
von wirklichkeit
review von: nora gomringer
Ah, ich liebe ein gutes Wenn-Dann-Doomsday-Poem. Ich finde es fast ein bisschen zu konkret und würde denken, dass sein Effekt noch verstärkt werden könnte mit wageren Verben…brennen statt niederbrennen, verschmelzen statt zerschmelzen, und vielleicht könnte die Sonne ja …bleichen? „und am ende/selbst die sonne vor/ ihrem bild im glatten/spiegel bleicht“ – es macht sie allzu menschlich, wenn sie tatsächlich erschrickt.
Illusion und Wirklichkeit machen keine Vermenschlichungen durch, sind offensichtlich Ihre „main points“. Die Reihenfolge indiziert, dass Sie der Sphäre der Nacht die Wirklichkeit zusprechen. Das macht das Gedicht dunkel-romantisch und befragt den Tag als Sammlung schwebender Bilder (unter „wenn“), Illusion genannt. So ist es eine Ode auch an die Nacht – und da sind Sie in bester Gesellschaft. Ihre NG