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der wilhelmsschrei aus deinem mund – wenn autofiktion & horror zusammentreffen!

beitrag von: nhimmelsbach

katzenfutter

mit katzen kenne ich mich aus. absolut individuelle, anspruchsvolle tiere, was die nahrungsaufnahme angeht. lieber verhungern, als kompromisse beim inhalt des futternapfs. 
HOLOFERNES stellt mich vor besondere herausforderungen, verweigert jedes handelsübliche nass- und trockenfutter. frisst am liebsten lebendfrisch und auch nicht jedes tier. eigentlich nur eines, seit seine alleinstehende vorbesitzerin so überaus unglücklich in der wohnung verstarb. 
ich habe hemmungen, ihm einen ganzen menschen vorzusetzen. zu viel reste. ich sag immer: das ganze tier, nicht nur das filet. nach einigen versuchen hatte  ich's raus. ich nehm NUR ein stück. die zehen mag er besonders. die kann er vorher über den teppich rollen; er ist verspielt. 
mit k.o. tropfen arbeite ich nicht - das gift geht ins futter über. mechanische betäubung geht gut: schneller schlag, schuhe aus, glatter schnitt. ich bleibe fair. ich nehme nie alle und die großen zehen gar nicht. die tragen das meiste körpergewicht, 50%.

review von: peter waldeck

Wunderbar! Der American Psycho als Katzenliebhaber. Dir kann ich hier wirklich gar nichts mehr beibringen, da sitzt kein falsches Wort, der lakonische Tonfall ist perfekt durchgehalten, Tempo, Takt – vom Feinsten. Auch, wo du das Ende setzt, nämlich bei einer so nebenbei wie nur möglich eingeworfenen Alltagsbeobachtung, weist dich als große Stilistin aus. Inhaltlich finde ich es gut, dass nicht ausgesprochen wird, was mit den unglücklichen Zehenbesitzern geschieht. Man kann es sich gut vorstellen, aber wie arg, würde man diese am Leben lassen.

Damit ich aber wenigstens irgendeinen Punkt in Frage stelle: Warum ist HOLOFERNES großgeschrieben? Ich kenne das von Drehbüchern, wo man die Figuren beim ersten Auftreten groß schreibt, aber dann schreibst du später auch NUR in Großbuchstaben. Oder lässt das Interface keine Kursivschreibung zu?
Ich gebe zu, das ist eine reine Geschmacksfrage, Benjamin von Stuckrad-Barre setzt z.B. die Großschreibung exzessiv ein, aber ich wäre in diesem Text auch ohne diese sehr glücklich.

Jedenfalls wirklich sehr gut gelungen, und ich muss an den Wiener Kulturjournalisten denken, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den sozialen Medien zu bedenken gibt, dass uns unsere Hauskatzen, wären sie nur übergroß, ohne Skrupel essen würden.