beitrag von: jhruebel
hämatophobie
das wollte ich nun unbedingt vermeiden,
das spritzen, doch es war dann überall
es troff blutrot von meinen händen, quoll
hervor, ich wollte zart und sauber schneiden
man musste nach dem ersten schnitt mit beiden
daumennägeln ungefähr zwei zoll
ins fleisch, dann ziehen, kontrolliert den schwall
verhindern. überhaupt, das ganze leiden
war mir zuwider. um die innereien
nur um die in der zarten faszienhaut
gefassten zellen ging es mir in reihen
freigelegt und kein gemetzel. davor graut
mir denn bei brachialem reißen platzt
die transparente haut. total verpatzt!
granatapfelsplatter
review von: peter waldeck
Wie bereits im ersten Beitrag dieses Kurses angemerkt, muss ich leider gestehen, dass ich nicht der geeignetste Mann für Lyrik bin. Teresa Präauer oder Peter Rosei würden zweifellos feiner ziseliertes Feedback geben. Mir kommt es vor, als holperten hier einige Zeilen, aber vielleicht ist das so gewollt, wegen ... altpersischem Versmaß? (Du merkst ... ich schwimme).
Ich bin jedoch so frei und lese diese Zeilen frech als Prosa, und in diesem Kontext funktionieren sie wunderbar.
Brauchst du die letzte Zeile "Granatapfelsplatter" als Sicherheitsnetz? Ich nicht. Traut euch. Hier werden keine Nasen gerümpft, wenn es einmal deftiger wird.
Ohne die letzte Zeile kann man es nämlich als Gedankenstrom eines Serienkillers lesen, der seine Arbeit gründlich vermasselt!
Das gefällt mir gut, da muss ich an Armin Meiwes, den Kannibalen von Rotenburg, denken, und an seinen bedauernswerten Dinnergast, der sich zwar freiwillig zur gemeinsamen Verspeisung gemeldet hat, aber dann hat Armin dessen Penis in der Pfanne anbrennen lassen! Was mag der Gast wohl gedacht haben? Bestimmt hatte er sich das anders vorgestellt.
Aber umso besser, wenn das Textlein auch so und auch ohne Untertitel funktioniert.
Ja, der Sprecher soll so eien Art Sezierer mit Reinlichkeitsfimmel sein...