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der wilhelmsschrei aus deinem mund – wenn autofiktion & horror zusammentreffen!

beitrag von: jhruebel

hämatophobie

das wollte ich nun unbedingt vermeiden,
das spritzen, doch es war dann überall
es troff blutrot von meinen händen, quoll
hervor, ich wollte zart und sauber schneiden

man musste nach dem ersten schnitt mit beiden
daumennägeln ungefähr zwei zoll 
ins fleisch, dann ziehen, kontrolliert den schwall
verhindern. überhaupt, das ganze leiden

war mir zuwider. um die innereien
nur um die in der zarten faszienhaut
gefassten zellen ging es mir in reihen

freigelegt und kein gemetzel. davor graut
mir denn bei brachialem reißen platzt
die transparente haut. total verpatzt!


granatapfelsplatter

review von: peter waldeck

Wie bereits im ersten Beitrag dieses Kurses angemerkt, muss ich leider gestehen, dass ich nicht der geeignetste Mann für Lyrik bin. Teresa Präauer oder Peter Rosei würden zweifellos feiner ziseliertes Feedback geben. Mir kommt es vor, als holperten hier einige Zeilen, aber vielleicht ist das so gewollt, wegen ... altpersischem Versmaß? (Du merkst ... ich schwimme).

Ich bin jedoch so frei und lese diese Zeilen frech als Prosa, und in diesem Kontext funktionieren sie wunderbar.

Brauchst du die letzte Zeile "Granatapfelsplatter" als Sicherheitsnetz? Ich nicht. Traut euch. Hier werden keine Nasen gerümpft, wenn es einmal deftiger wird.

Ohne die letzte Zeile kann man es nämlich als Gedankenstrom eines Serienkillers lesen, der seine Arbeit gründlich vermasselt!

Das gefällt mir gut, da muss ich an Armin Meiwes, den Kannibalen von Rotenburg, denken, und an seinen bedauernswerten Dinnergast, der sich zwar freiwillig zur gemeinsamen Verspeisung gemeldet hat, aber dann hat Armin dessen Penis in der Pfanne anbrennen lassen! Was mag der Gast wohl gedacht haben? Bestimmt hatte er sich das anders vorgestellt.
Jan Hendrik Ruebel sagt
07.10.2023 22:25
Danke für dein ausführliches Feedback. Die letzte Zeile ist quasi ein Untertitel, das Gedicht ein Sonett, ziemlich streng gebaut (bei "daumennägel" und "freigelegt" fehlt ein Auftakt); ich wollte unbedingt die Extrapunkte für gehobene Sprache!! :))
Aber umso besser, wenn das Textlein auch so und auch ohne Untertitel funktioniert.
Ja, der Sprecher soll so eien Art Sezierer mit Reinlichkeitsfimmel sein...
peter waldeck sagt
10.10.2023 13:39
Ah, Sonett, danke! Jetzt habe ich etwas gelernt.
Die Extrapunkte für die gehobene Sprache bekommst du natürlich.