beitrag von: MaxA
Franziska oder: Die Heiligen der menschlichen Schlachthöfe
Verlässlich küsst die Mutter im Laufe der Feierlichkeiten ihre Tochter auf die Wangen, welche sie dabei zwischen ihre Händen verschraubt, an denen die Haut sich jedes Jahr etwas mehr von den Knochen löst. Natürlich hängt noch mehr dran, als an Franziska, an der nicht mehr viel dran hängt. Die Mutter sagt, dass ihr das sehr nahe geht, wenn sie die Tochter zu Weihnachten sieht, weil es sie an die vielen Weihnachtsabende davor erinnert, an denen die Tochter noch ein Mädchen war und keine Frau. Die Mutter versucht dabei, die Tränen zurückhalten, was unerfolgreich bleibt. Franziskas Augen auf dem Teller aus Gmunden versichern der Mutter, dass sie, die Tochter, ein ewiges Dasein als eben diese in elterlichen Gefilden fristet, was bei der Mutter für verstärkte Rührung in der Magengrube sorgt.
review von: peter waldeck
Was für ein schöner Strom klarer langer Sätze, der uns ins Dunkle eines bürgerlichen Kannibalismus-Alptraums führt.
Bonuspunkte gibt es für den von Brecht entliehenen Titel – genau das dürfen und sollen wir in unserer Reihe „uncreative writing a go go“.
Ich habe das Stück mit der heiligen Johanna von den Schlachthöfe nicht mehr im Kopf, Wikipedia sagt mir, es geht um einen herzlich misslungenen Streik. Gibt es hier Verbindungen zu deinem Text oder hast du dir nur den tollen Titel gesampelt?