beitrag von: scarlophil
krähen
ich mag krähen. fiktive herren im frack mit zerzaustem haar. frauen, die ihre docmartens in die hand nehmen und die zeiserln vom gürtel (orbit) keifen. manchmal kommt mir vor, sie lesen zeitung, wie sie so schwarz auf weiß übers pflaster hüpfen, ausgefranste lettern in frakturschrift, und wer weiß was auflesen.
krähen sind die eigennützigen wächter des vergangenen und notfalls bereit, ihr eigenes aas zu verzehren, aber nur dann. ansonsten sind krähen die kraniche des wiener westens und überall, wo die guten zeiten sich mit einem anflug von kälte breitgemacht haben und mit ihren frittierten überresten die straßenränder säumen.
sie neiden uns alles, darin gleichen wir uns. noch im fettgefressensten zustand zehren sie vom nimbus der kargheit, wofür ich ihnen gerne eine bare münze zuwerfe. weil, wie ich schon erwähnte, ich krähen mag. auch hoffe ich, sie würden eines tages meine zeche zahlen.
review von: peter rosei
die ich-form tut der sache gut. weshalb aber "fiktive" herren und nicht einfach "herren"? weshalb "wie ich schon erwähnte" und nicht einfach "wie gesagt, ich mag krähen ..? - ein wenig würde ich den text in der hinsicht durchgehen.
zum schluss ev. zur verdeutlichung "... mich freihalten, meine zeche zahlen."