fusilli you crazy bastard, how are you?
klasse in wien
8. bis 12. april, präsentation am 19. april 2013
tex rubinowitz (wien)
klasse
"fusilli you crazy bastard, how are you?"
ausgehend von dem new-yorker-cartoon von charles barsotti, auf dem eine rigatoni-nudel telefoniert und erfreut ausruft: “fusilli you crazy bastard, how are you?” sollen im seminar extrem verdichtete kürzestwitze, die gleichwohl auch poetisch sein können, geschaffen werden, die ich dann versuche umzusetzen. wer möchte, kann auch selbst zeichnen. es geht um die essenz, die entweder ohne große umwege erreicht werden soll, oder um ecken und erweiterte ebenen. was ist witzig? ist witzig, was alle witzig finden? wenn nicht, warum nicht? welches genre ist nicht mehr auspressbar? von der königsdisziplin, dem einbildwitz bis zum strip, also maximal 4 bilder (peanuts). die seminarteilnehmer sind quasi gagschreiber für meine witze. am ende könnte man ein kleines büchlein machen, und im comicbuchautomat des muqua verkaufen.
termine
12 unterrichtseinheiten:
mo, 8. 4.: 17.00 - 20.00 uhr
di, 9.4.: 17.00 - 20.00 uhr
do, 11.4.: 17.00 - 20.00 uhr
fr, 12.4.: 17.00 - 20.00 uhr
ort: schule für dichtung, mariahilfer str. 88a/stiege 3/7, 1070 wien
fr, 19. 4.: klassenpräsentation
im rahmen des festivals "der stein der idioten (against utilitarism!)" >>
ort: GARAGE X, petersplatz 1, 1010 wien
nachfolgend werden die klassenergebnisse im ausstellungsraum der sfd gezeigt.
teilnahmevoraussetzung
die cartoons im new yorker vage kennen, sowie die von fk waechter, keine zeichenkenntnisse erforderlich. interesse an den obskuren dingen und details haben, die das leben uns so hinstellt, augen für das leben hinter dem leben haben.
teilnahmegebühr: 150,- €
begrenzte teilnehmerzahl!
mehr zur klasse
comics und cartoons sind kulturelle bestandteil unserer gesellschaft, ohne witze lebt kein wirtshausstammtisch, hier regiert derjenige, der die besten witze, pointen und erzählungen parat hat, aber muss der miesepeter dadurch gleich als unwitzig, unlocker stigmatisiert werden? vielleicht ist das, über das er lacht, nicht leicht kommunizierbar. so wie man gezeichnete witze auch schlecht nacherzählen kann, weil eben das dazugehörige bild fehlt, das zum gelingen der pointe unverzichtbar ist. im genre des gezeichneten witzes gibt es eine strenge hierarchie, grenzen werden nicht überschritten. an unterster stelle rangiert der politische so genannte karikaturist, dem nichts anderes übrigbleibt, als zu versuchen die bereits groteske und unglaubliche wirklichkeit zu kommentieren, dh nachzuplappern, was naturgemäß nur einen schalen aufguss zeitigt. karikaturen sind in zeitungen deshalb nur ornamente, stuck, denen man meistens nicht mehr aufmerksamkeit schenkt, als seinen blick drüberfliegen zu lassen, oder im günstigsten fall ein paar sekunden den kopf zu schütteln, und vielleicht noch zu murmeln: “versteh ich nicht”.
so geht es auch den so genannten einbildwitzen, wenn man sie etwa aus dem kontext schält, und jemandem präsentiert, der weder den zeichner noch dessen oeuvre kennt (“das soll witzig sein?”), in diesem fall kann man sein (aufgeschlossenes) publikum aber erziehen, indem man es regelmäßig beliefert. wenn helge schneider beispielsweise eine pointe verweigert, ein fester bestandteil oder kunstgriff in seinem repertoire, kann das für ungeübte irritierend sein (“wo war die stelle, wo ich lachen sollte?”, “warum lachen hier alle, hab ich was verpasst?”), es muss sich also vorher diese übereinkunft zwischen künstler und publikum entwickelt haben, um eine fruchtbare koinzidenz einzugehen.
so geht das auch bei cartoons, die sich nicht mehr mit ausgetretenen witzpfaden (bananenschale, betrunkener, affe) zufriedengeben, sondern andere genres entdecken (nuss, nudel, specht), und je “privater”, desto elitärer, desto größer ist der distinktionsgewinn, denn will man mit der masse lachen? ja, aber auch mal wissend lachen.
das dritte genre ist der strip, meines erachtens das schwierigste, weil hier im starren rahmen etwas aufgebaut, gedehnt und pointiert werden muss, die pointe, die relativ schnell zu finden ist oder wäre, oder auf der hand liegt, muss vorbereitet werden. man kann die pointe aber auch verweigern, und sie stattdessen an den anfang setzen, und hinten alles ausleihern lassen, wie den gummizug einer alten socke, denn so ist das leben, außer man hält den tod für eine besonders gelungene pointe.
die zeichnung ist bei all diesen 3 genres unterschiedlich gewichtet. bei der karikatur ist sie unabdingbar, ohne das bild (politiker) gar nicht denkbar. beim cartoon eher nicht so, hier ist alles erlaubt, fische können von einer ente fordern: “lasst mein volk gehen”, ohne dass sich jemand wundert, dass fische sprechen, und warum sie glauben, die enten würde sie vergeiseln, man muss und sollte es nicht bei cartoons groß etwas erklären, im gegenteil, er “verliert” dadurch.
beim strip indes ist ein immer widerkehrendes personal von vorteil (peanuts), bei dem man den jeweiligen protagonisten rollen zuschreiben kann, die im verband interagieren können, man also viele möglichkeiten hat, module zusammenzuschieben, aber hier, wie in den anderen genres nicht, mehr vorarbeit leisten muss, rollen und verhältnisse einführen usw. es gibt ausnahmen, zb das sehr gute duo elias hauck & dominik bauer in der sonntags faz, mit ständig wechselnden protagonisten in den strips.
hauck zeichnet, bauer textet. und so soll mein seminar auch angelegt sein, die teilnehmer texten, ich zeichne. entweder cartoons, oder strips in hauck & bauerscher tradition. politiker sollen zuhause bleiben.
tex rubinowitz
geboren 1961 in hannover, lebt seit 1984 in wien. zeichnet seit dieser zeit witze für verschiedene zeitungen im deutschsprachigen raum (falter, standard, zeit, faz, titanic). daneben gelegenheitsschauspieler, sänger und schalmeispieler in einer band mit zweifelhaftem namen (mäuse), doo wop-dj, buchautor (rumgurken. reisen ohne plan, aber mit ziel. rowohlt verlag 2012)
>> tex rubinowitz (wikipedia)