beitrag von: wortschatz
Sauerei (1. Absatz)
Die Herta war keine Mörderin. Mörder, die sind nämlich alle von einem ganz bestimmten Schlag. Das wusste die Herta. Diesem Schlag haftet immer schon was ganz Eigenes an. Das ist das Böse. Sie hatte sogar mal so einen gekannt. Der war als Kind schon komisch gewesen. Hatte immer so geschaut. Der hatte ihr Angst gemacht. Und dann später bringt der doch glatt seine ganze Familie um. Mit einer Axt. Zerstückelt, mitsamt dem Hund, und dann in dem kleinen See ganz nah bei ihr versenkt. Schlimm war das damals. Und natürlich redet das ganze Dorf immer noch drüber. Das vergisst man ja nicht so schnell. So einen Mord. Und ja, genau so einer ist eben ein echter Mörder. Der wurde schon so geboren. Ganz bestimmt. Sie, die Herta, kümmerte sich um die Leute. Schon als kleines Mädchen hatte sie doch so lieb mit den Puppen gespielt. Nein, sie war keine Mörderin, so viel stand fest. Das alles dachte die Herta während sie das Rot von dem guten Teppichboden schrubbte. Was für eine Sauererei.
review von: christopher just
perfekter handlungseinstieg bei gleichzeitiger charakterisierung der hauptfigur. nach nur einem absatz kennen wir hertas umfeld und haben eine klare vorstellung von ihrer denk- und ausdrucksweise. beinahe beiläufig erfahren wir zu guter letzt, dass herta, so wie´s aussieht, in ein schwerwiegendes verbrechen verstrickt ist - grade sie, die herta, wo die doch alles andere als eine typische mörderin ist … und ertappen uns sogleich in der hoffnung, dass sie bis zum ende nicht erwischt wird. kompliment!