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schmutz und schund

beitrag von: diekomparsin

die braut

die braut kann sich darum nicht auch noch
das ist nur ein schmutziger rand
solange der oberste knopf außerdem 
hätte man alles auch vorher 
zum Beispiel das herz einer hauptfigur 
schlägt auch nur immer in weiß




review von: christopher just

"zum Beispiel das herz einer hauptfigur 
schlägt auch nur immer in weiß"  - sehr schön! 

aus technischem interesse: erst vollständigen text geschrieben und dann aufs wesentliche fragmentiert?
Birgit Birnbacher sagt
29.10.2018 12:37
ich mag auch nur die letzten beiden zeilen! zur frage: nein, versuche spontangedichte, deshalb steht auch hin und wieder das wesentliche eben doch nicht drin. mag aber das experimentieren mit un-rhythmik (gibt es das wort?) und rhythmik und so sätze unbestimmter herkunft. zum beispiel weiß ich überhaupt nicht, was dieses gedicht soll. ich weiß weder, wo es herkommt, noch, weshalb ich es schreibe. in der prosa (wo ich herkomme) wäre das ungünstig, aber im gedicht? oder denken sie oder sie alle da anders? wäre sehr gespannt. liebe übrigens ernst herbeck, vielleicht erklärt das einiges.
christopher just sagt
31.10.2018 11:51
es ist lustig, ich war sogleich versucht die - wie mir schien - rausgestrichenen worte zurückzuholen:
- die braut kann sich darum nicht auch noch "darum kümmern"
- das ist nur ein schmutziger rand "am hals, den man nicht sieht" - solange der oberste knopf "geschlossen ist" - außerdem …

also in mir entsteht jedenfalls da sofort eine komplettes bild, vielleicht nur eine von vielen möglichen geschichten, aber das ist ja das schöne daran.
ich sehe das übrigens nicht vorn vornherein ungünstig für prosa, kommt nur drauf an, wie man es einsetzt.
wenn es dich interessiert: ich hab eine ähnliche arbeitsweise bei meinem ersten roman angwendet, bei einer sexszene, die ich eindringlich, jedoch nicht explizit haben wollte.
https://www.youtube.com/watch?v=AE1o5CYzueM
(ab 1:07min)
Birgit Birnbacher sagt
01.11.2018 16:01
wunderbar gelöst und trotz aller auslassungen immer noch explizit, wie ich meine. habe versucht, den text aus dem professionell gesprochenen herauszuhören, was gar nicht so einfach ist. werd ich mir wohl das buch kaufen müssen. jedenfalls: ich mag ellipsen auch sehr, vor allem in dialogen. finde, wir haben alle genug gehört, um immer alles lesen zu müssen. richtig interessant wirds meiner meinung nach dann, wenn die leserIn zwar weiß, was die figur spricht, aber diese dennoch überraschend für sie bleibt. das ist unser fach: die luft nach oben geht nie aus. eigentlich großartig.