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halt’s maul, wasserhahn!

beitrag von: magnavirtus

Ode an eine schlesische Keramik

O du! beständig kalter Bauch, der du
    so gerne Fluten trägst, die wärmen
deine milde Bläue: halt, o Holde, 
    mir den Tee bereit sogleich und sieh ---
Verdammt! nun hat die olle Sau von bol
    mir glatt die Pratze doch verbrannt, die
Xxxxx Xxxx Sexwork’rin, gekauft für 
    heiß, bezahlt für lau --- mir reicht’s!


(unzensierte Version auf Anfrage und eigene Verantwortung)

review von: stefan slupetzky

eine kleine shakespear'sche tragödie voller gegensätze: der jähe wandel tiefer zu- in furiose abneigung, die erhabene form für ein profanes thema, der kontrast zwischen manieriert-poetisierender und grob beleidigender sprache. gelungen. auch der titel gefällt mir gut. einzige formale kritik: dem rhythmus mangelt es hier und da an konsequenz.
Andrea Nagy sagt
18.06.2020 17:17
Danke vielmals für das Feedback!
Frage aus der Werkstatt: Welche rhythmische Inkonsequenz ist gemeint? (Die fehlenden Verselemente in Zeile 4, Position 10, und 8, Position 6+7 sowie 10, indizieren Atempausen und spiegeln damit den Inhalt wider; die Katalexe in Zeile 8 illustriert im unvermittelten Abbruch das „reicht's“ - so jedenfalls war's intendiert.)
stefan slupetzky sagt
19.06.2020 13:53
sehr gern!
was ich gemeint habe, ist folgendes: der text folgt zwar durchgehend und sehr konsequent einem jambischen „flow“, die einzelnen verszeilen differieren aber hinsichtlich der zahl ihrer betonten silben und ihrer auftakte. ich will versuchen, das zu illustrieren:

◡—◡—◡—◡—◡— (5 hebungen, beginn mit einer unbetonten silbe, ende betont)
◡—◡—◡—◡—◡ (4 hebungen, beginn unbetont, ende unbetont)
—◡—◡—◡—◡—◡ (5 hebungen, beginn betont, ende unbetont)
—◡—◡—◡—◡— (5 hebungen, beginn betont, ende betont)
◡—◡—◡—◡—◡— (5 hebungen, beginn unbetont, ende betont)
◡—◡—◡—◡—◡ (4 hebungen, beginn unbetont, ende unbetont)
—◡—◡—◡—◡—◡ (5 hebungen, beginn betont, ende unbetont)
—◡—◡—◡— (4 hebungen, beginn betont, ende betont)

der text kann natürlich auch genau so gewollt sein (was ich inzwischen fast annehme: das wörtchen katalexe musste ich selbst erst googeln). in diesem fall ziehe ich die kritik sofort zurück.
Andrea Nagy sagt
19.06.2020 17:03
Herzlichen Dank!
Ihre metrische Analyse entspricht genau dem, was ich gewollt habe, hat mir aber auch klar gemacht, daß die trochäisch wirkenden Verszeilen 3, 4, 7 und 8 durchaus für Irritation sorgen können. Ich sage „wirkend“ deshalb, weil die Ode tatsächlich deklamierend gedacht war – der von Ihnen so treffend benannte jambische „flow“ flösse und erschlösse sich also gesprochen oder gesungen sicher besser.
Claudia Karner sagt
19.06.2020 12:01
Ich sag's mal einfacher: Ich hab' mir auch schwer getan, in den Rhythmus zu finden.