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halt’s maul, wasserhahn!

beitrag von: magnus

Das Projekt (Der nackte Kaiser aus Sicht eines Kindes)

Hätte ich den Scheiß doch nicht
gelesen, würde ich mich jetzt
nicht so furchtbar drüber auf-
regen. Bin scheinbar verletzt,
frustriert, genervt und wasweißich.
Ich fühl mich einfach fürchterlich.

Da kommt ein blöder Depp daher
(ich nenne ihn Geschäftsführer)
und meint, mit ein paar Anglizismen
sich jetzt profilieren zu müssen
und zu tun, als wär er wer.
Mein Gott, geht's mir heut beschissen.

Er schreibt von Kohle, die jetzt käme,
da er in die Hand es nähme,
um es nun voran zu treiben
(ohne sinnvoll zu entscheiden).

Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler,
doch wenn es mehr kostet, als
es bringt, dann bringt es meistens nix.
Was macht er: die Sache fix.
Dabei liegt es auf der Hand.
Der Mensch hat den Menschenverstand.

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Start bei Null und wieder mal
ergibt sich eine rote Zahl:

Erstmal zog er einen Strich,
behauptete, er war es nicht,
um die Miesen zu vertuschen
(so wurde aus Schatten Licht).
Ein paar Millionen. Mehr waren es nicht.
Ich weiß, ich geh hart ins Gericht
mit ihm, doch wenn ich dabei sehe,
wie so manche Leute klotzen,
um für dies Faktenverdrehe
Überstunden noch zu schieben,
könnte ich das Kotzen kriegen
Vielleicht bleib ich morgen liegen.

Und genau in dem Moment,
in dem neues Geld verbrennt,
rennt er hin zum Marketing,
verkauft Umsatz als Gewinn
und steht wie im letzten Jahr
als Zampano, der Große da.

Das Dumme ist: in diesen Zeiten
kann ihm das den Weg bereiten,
einmal Präsident zu werden.
Dunkel ist's auf Mutter Erden.

review von: stefan slupetzky

erlaubnis erteilt, verständnis garantiert (siehe unten)
inhaltlich ein starker, bitterer text, der mir einmal mehr vor augen führt, wie dankbar ich für meinen beruf sein muss. er würde auch als prosa gut funktionieren.
Erik Müller sagt
24.06.2020 22:48
Ein Projekt ist für viele kein Alltagsgegenstand. Für mich ist es aber Gegenstand meines Alltags, weswegen ich mir erlaube, das Gedicht hier einzustellen und um Verständnis bitte.
Erik Müller sagt
25.06.2020 18:01
Herzlichen Dank und Glückwunsch zur Berufswahl.

Der Text ist dem Thema geschuldet zwar etwas polemisch überspitzt, aber spiegelt die Welt eines Teil der oberen Etagen der großen Konzerne gut wieder. Ein Füllhorn an Themen und paradiesische Zustände für Dichter.