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halt’s maul, wasserhahn!

beitrag von: manir

bosch

ach, mit hassreden kann ich nicht dienen, auch mit keinen liebesreden. emotionale hornhaut hat es meine ex genannt. ich mag meine ex. ich mag auch hornhäute. sie haben einen gewissen sinn.

was ich ganz gut kann, ist verachten. und nichts verachte ich mehr als meinen staubsauger. meine mutter hat ihn mir geschenkt, nachdem sie bei mir zu besuch war. ganz offensichtlich besitzt du keinen, meinte sie.
jetzt steht er da in der ecke. mehrmals täglich gehe ich an ihm vorbei, ohne von ihm notiz zu nehmen. wenn ich ihn aber bemerke, bleibe ich vor ihm stehen und  verachte ihn kurz und intensiv. dabei werde ich so rot wie er. 

meine verachtung halte ich für überaus berechtigt: denn was kann dieser staubsauger? kann er alleine staubsaugen? kann er alleine staubfangen? tja! 

meine verachtung wächst über sich hinaus. sie lässt mich den staubsauger in die hand nehmen, dann in beide, um ihn heftig auf und ab zu schütteln. er reagiert nicht. aber was muss ich feststellen? unter dem staubsauger ist es vollkommen staubfrei!

nun kraule ich verdutzt meinen bart, den ich mag. er hat einen gewissen sinn. ich frage mich, was diese neue information mit mir anstellt. sollte ich meinen staubsauger neu bewerten? immerhin ist er rot und hübsch. immerhin scheint er für etwas gut zu sein. ich entscheide ich mich dafür, ihn in ein neues licht zu rücken.

das gerät in der hand – es ist weitaus leichter, als gedacht  - beschließe ich, es zum fenster zu stellen. das neue licht bringt neue erkenntnisse. es ist mir nun möglich - in echtzeit(?) - die bestaubung des staubsaugers zu verfolgen. ich kann buchstäblich hören, wie die partikel auf der roten oberfläche aufschlagen und ihn zeitlupenhaft in ein durchaus hübsches grau  verwandeln.

weil ich schlecht im rechnen bin, schätze ich die oberfläche des staubsaugers auf 0,5 qm. meine wohnung hat 57qm. wenn ich ihn also täglich an einem anderen ort in der wohnung platziere, dauert es hundert tage (oder so), bis er einmal überall gestanden ist. das wiederhole ich  wieder und wieder. also, höchstens dreimal, das wird hoffentlich reichen.

danach werde ich meine mutter einladen. ich mag meine mutter. sie hat einen gewissen sinn. ich werde ihr stolz diesen bis dahin wohl grau-weißen staubsauger präsentieren und ihr davon erzählen, wie ich am hass scheiterte, wie es mir aber gelang, wenigstens zu verachten, bis ich schließlich zum nachdenken und verstehen verleitet wurde. ich mag verstehen, es hat einen… 

und  die liebe? naja, lassen wir  doch das picknick im freien.


#hassdocheinfachhass

review von: stefan slupetzky

ich mag den text. er hat einen gewissen sinn. erzählt er doch von einem eigenbrötler, der sich von banaler rationalität nicht korrumpieren lässt. mein vorschlag: mit 114 staubsaugern die gesamte wohnfläche abdecken, dann hat der staub keine chance mehr.
mani rai sagt
11.07.2020 16:22
wie kommentieren?
mani rai sagt
11.07.2020 20:43
danke, das ist eine hervorragende idee!