beitrag von: johannarosenleitner
Scheiß auf die Vielfalt
Eigentlich bin ich für Diversität. Lange dachte ich, Diversität ist immer richtig und es gibt davon zu wenig. Aber ein Umbau in unserem Haus hat mich eines Besseren belehrt. Denn es gibt ein kleines Ding auf dieser Welt, das viel zu divers geworden ist, dessen Vielfalt jedes Fassungsvermögen übersteigt: Schrauben. Und jetzt, da ich mich darüber empören will, fällt mir auf, dass ich nicht einmal weiß, wie man diese Form am Schraubenkopf, die mich bis zum Exzess nervt, nennt! Es gibt sie in hundert Varianten: in Kreuz und Schlitz und Kreuzschlitz und Inbus und Sechskant und Torx. Man muss, um Möbel auf und abbauen zu können ein ganzes Schraubenzieher-Set zuhause haben, weil man mit den alten Kreuz- und Schlitzschraubern einfach nur scheißen gehen kann. Alle zehn Schrauben ist mal eine dabei, die ein simples Kreuz am Kopf hat. Jetzt bleibt mir nicht mal eine Internetrecherche erspart, um herauszufinden, dass man diese Form am Schraubenkopf ANTRIEBSART nennt. Welch elendiger Name! Antrieb ist da keiner, außer ich drehe wie blöd daran. Aber meistens wird das zum Problem, denn bevor man die Schraube überhaupt antreiben kann, muss man erst alle 38 Aufsätze des Akkuschraubers ausprobieren und garantiert passt erst der Allerletzte. Und wenn ich ihn dann in der Hand habe, den passenden Aufsatz, ist die Schraube und ihr Antrieb schon dermaßen durchgenudelt, dass sie überhaupt nicht mehr aus der Wand herausgeht. DANN nehme ich ein anderes Gerät. Den Hammer. Mit dem klappt es immer.
review von: stefan slupetzky
absolut richtig. ich kenne das problem, das auch bei anderen produkten des täglichen lebens immer wieder auftaucht. wie oft habe ich - nebenbei obszön teure - rasierklingenaufsätze gekauft, um daheim in größter rasiervorfreude zu merken, dass sie nicht mit den zahllosen rasierklingenhaltern kompatibel sind, die ohnehin schon in meinem bad herumliegen. eine frechheit!
inhaltlich habe ich also nichts auszusetzen. es ist halt kein sehr bewusst komponierter text, der berechtigte zorn überlagert den literarischen gestaltungswillen.