beitrag von: Marguerita
Gurkerlscheiben
nachts wache ich jetzt öfter auf. allerhand gedanken gehen mir durch den kopf, allerhand gestalten tauchen mir auf. man könnte sagen, ich denke über mein leben nach.
ja, auch heute, mit ausgetrocketem mund. ich stehe mit einem fuß schwankend auf dem abschluss der aluleiter. der andere fuß stützt sich gegen den kasten. eine hand presse ich an die schrankwand, mit der freien hand öffne ich die kastentüre und sortierte papierstapel, unterschiedlicher stärke und farbe. zwei männer nehmen das material entgegen. auf einem schwarzen papierstoß steht ein riesentablett mit gurkerln fein säuberlich in scheiben gelegt. ein paar haben gelbliche farbe angenommen, sind dabei zu verderben, kurz vor dem Schimmeln oder faul werden. merkwürdig. „wer die da hingestellt hat?“ „he!“, rufe ich „kannst du mir bitte kurz helfen und mir das abnehmen?“ ich balanciere das ablett vorsichtig aus dem regal direkt in die hände des kollegen, der sie etwas ungeschickt in empfang nimmt. die gurkerlscheiben purzeln durcheinander. von diesem missgeschick wache ich auf. und jetzt liege ich da und frage mich „was sollen dünn geschnittene gurkerlscheiben in zeiten von corona bedeuten?“
review von: peter rosei
eine geschichte für psychoanalytisch interessierte. Vulgär lässt sich der traum leicht deuten: gurke = penis. verdorbene gurkenscheiben? zwei männliche gehilfen? schlechter sex etc.?
die corona-pointe hängt etwas in der luft.