beitrag von: Marguerita
worthülsen
nachts wache ich jetzt öfter auf.
allerhand gedanken gehen mir durch den kopf,
allerhand gestalten tauchen mir auf. man könnte sagen,
ich denke über mein leben nach.
aus den schwarzen gestalten
schälen sich buchstaben in antiqua,
halbwach habe ich worttürme gebaut,
worte zusammengeknüllt
sie gleiten sinnentleert von der wand.
aufgeklaubte buchstaben tanzen in meinen synapsen
reißen andere mit
um sie dann wütend fallen zu lassen,
worthülsen verpuffen am plafond,
streifen mein gesicht in mikroskopischen teilen.
mein mund schnappt sie auf,
spukt sie aus
konsonanten schreien um hilfe
übertönt von klagenden selbstlauten.
andere worte wurzeln in zahnlücken
einzelne springen auf die daunendecke,
einsame reiten die decke dünn
galoppieren, Federn stieben in die Luft.
wortkreationen tanzen tango durchs zimmer
regnen in konsonanten zu boden
suchen den rhythmus, den klang
reichen den andern die Hände, lassen los.
wirr und verworren.
wie herrenlose Hunde streunen sie,
suchen futter in sätzen
huschen sinnentleert aus dem fenster.
wortfetzen hängen am Gaumen
zappeln ungeduldig zwischen den Lippen
erstarren.
review von: peter rosei
warum schreibst du nicht einmal etwas auf, was du tatsächlich träumst, geträumt hast - natürlich nicht in form von privaten geständnissen, sondern als einen weg, den gedanken im traum nehmen, öfter nehmen, nehmen können, kurz, die mechanik des traums.
dieser kommentar gilt freilich nicht für deinen beitrag allein, er will anregung für alle sein.