beitrag von: lyda
verloren
nachts wache ich jetzt öfter auf. allerhand gedanken gehen mir durch den kopf, allerhand gestalten tauchen mir auf. man könnte sagen, ich denke über mein leben nach.
... irre durch eine fremde Stadt, habe meinen Schlüssel verloren, suche in Straßen und auf Plätzen, suche in meinen Taschen, finde nichts, eine SMS fordert mich auf anzurufen, habe keine Zeit dafür, bin allein mitten in der Menschenmasse, bald ist Abend, komme ohne Schlüssel nicht in mein Zimmer, traue mich nicht, den Verlust bei der Rezeption einzugestehen, befürchte abreisen zu müssen, warte auf den Lift, höre die Durchsage, noch neunzehn Minuten, viel zu lang, will zu Fuß in den fünften Stock, das Stiegenhaus führt um den Innenhof, nach vier Treppen erst ein Stockwerk geschafft, keuche, werde warten, auf den Stahlgerüst-Treppen steigen unzählige Menschen hinauf und hinunter, jeder in seinem Tempo, jeder in seinen Gedanken, keiner spricht, keiner bemerkt den anderen, Gesichter zeigen Unnahbarkeit, verschwimmen bei näherem Hinsehen, mein Blick folgt den Treppen nach oben, in jedem Stockwerk Wartende, über dem Innenhof das Himmelsquadrat, dort hängt der Lift, winzig, unbeweglich, ...
review von: peter rosei
da ist dir etwas gelungen. obwohl der topos nicht neu ist - weil du von innen heraus schreibst, folgt man dir. sog, rhythmus, musik: gute phrasierung.
kennst du THE MAN OF THE CROWD von edgar allan poe?
Nein, den Text kenne ich nicht, aber danke für den Literatur-Tipp, bin immer auf der Suche nach inspirierenden Texten.