beitrag von: lyda
verlassen
nachts wache ich jetzt öfter auf. allerhand gedanken gehen mir durch den kopf, allerhand gestalten tauchen mir auf. man könnte sagen, ich denke über mein leben nach.
... rote Ziffern des Weckers glotzen herüber, lautlos tickt zwischen ihnen der Doppelpunkt, die Zeit vergeht, die Nacht wird immer länger. Durch die Stille rattert ein Motor und dröhnt plötzlich davon, reißt mich in seinem Sog mit, bis er nicht mehr zu hören ist, lässt mich barfuß auf der Fahrbahn zurück, ein Eisbär steht neben mir, habe keine Angst, bin nicht einmal erstaunt, er begleitet mich durch die leergefegte Stadt, durch einem Park mit blühenden Bäumen und zwitschernden Vögeln, über Asphaltaufbrüche, aus denen sich Löwenzahn hervorzwängt und mit gelben Sonnenköpfen leuchtet. Unter einem Kanalgitter rauscht Wasser, irgendwo müssen Menschen sein, irgendwo hinter verschlossenen Türen, hinter blankgeputzten Fenstern, hinter gefälligen Fassaden, klingle, klopfe, rufe - niemand öffnet. Der Eisbär geht unbeirrt weiter, laufe ihm nach, die Straße endet am Wasser. Am Fluss? Am Meer? Rote Ziffern versinken am Horizont. Es gibt keine Eisschollen! ...
review von: peter rosei
eine mischung zwischen trashigen und dichterisch starken Bildern: gelungen. Man folgt dir auch gern.
kleinigkeiten: der bär streunt unbeirrt weiter … für das ende fände ich passender: eisschollen treiben in die ferne hinaus …
mal überlegen