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träumen

beitrag von: Gruftikuss

Lebenszeitausschnitt fortsetzung

Ich sehe mich im Raum um. Es ist ein Abstellraum, voll mit medizinischen Geräten, Vorratschränken für Gummihandschuhe, Windeln, Ablagetische, meine Mutter hatte keinen Nachtkasten für ihre Sachen. 
Ihre große Jeansweekender am Boden in der Ecke. Keine Fenster. Meine Mutter hatte Panikattacken, wenn die Vorhänge an den großen Fenster zu waren. Sie meinte immer sie hätte das Gefühl nicht atmen zu können und jetzt ist sie in einem dunklen Abstellkammer ohne Fenster. Licht kommt nur aus dem anschließenden Schwesternzimmer. Die Tür ist offen. Man hört die EKG-Laute, Gespräche, herumlaufen, händewaschen, wie der Deckel der Mistkübel zuklappt, ständig kommen jetzt Schwester ins Zimmer, holen sich wieder Handschuhe. Keine Kommunikation. Zur Schrank. Schrank auf. Schrank zu. Als wäre niemand da. Das war auch so, als ich angekommen bin. Keine Ruhe.
Meine Mutter schweigt. Für immer. 
Ich sehe sie an. Dann setze ich mich zu ihr auf ihr Bett. 
Umarme sie ein letztes Mal - da atmet sie aus. Das letzte Mal - Restluft in ihren Lungen. 
Endgültig. Ich sitze, wie lange, das kümmert mich nicht mehr. Sie sagten, ich darf das.
Denn ich werde sie nicht mehr sehen.

review von: peter rosei

siehe das vorige. dazu kleinigkeiten wie etwa EKG-geräusche. fehlende beistriche (gliederung!)- den schlusssatz würde ich verändern - das: denn - wozu?