beitrag von: claudiaE
sag uns, wo du bist, v2
nachts wache ich jetzt öfter auf. allerhand gedanken gehen mir durch den kopf, allerhand gestalten tauchen mir auf. man könnte sagen, ich denke über mein leben nach. "ich vertraue dir nicht mehr!" und "krieg' dein leben in den griff!" hat sie gesagt. sagen auch die anderen, die namenlosen, die gesichter, die ineinander verschwimmen.
wo bin ich jetzt noch zuhause?
ich sehe ihre hand noch vor mir, hier im dunkel, während ich in diesen sterilen laken liege. ihre ausgestreckte hand. ich schlage sie weg. dann der erhobene zeigefinger. es juckt mich. an den armen, am bauch, an den schenkeln. am kopf, hinter den ohren, im gesicht. nicht ins gesicht fassen, bitte. "warum zitterst du?"
wo kann ich jetzt noch hin?
mein telefon beobachtet mich. es sagt „krieg‘ dein leben in den griff.“ – so wie sie und ihre beschützer. warum schreiben sie jetzt "sag uns, wo du bist"? sie wissen es und glauben mir nicht. ich schalte das telefon aus. ich nehme den akku heraus, entferne die sim-karte, lege jedes teil in eine andere ecke des zimmers. in der vierten ecke sitze ich. hier finden sie mich nicht. wenn ich gleich einschlafe, dann bin ich zuhause.
review von: peter rosei
die angesprochenen probleme bleiben: die sterilen laken? liegt die hauptperson im krankenhaus? weshalb? wie hängt das zusammen mit dieser vertrauenskrise, der angedeuteten trennungsgeschichte? nicht ins gesicht fassen? corona - wie spielt das nun herein (neues thema)? wer sind die beschützer? - lass den text ein wenig liegen; überlege; und dann …