beitrag von: ConstanzeG.
sommerstück
nachts wache ich jetzt öfter auf. allerhand gedanken gehen mir durch den kopf, allerhand gestalten tauchen mir auf. man könnte sagen, ich denke über mein leben nach. sonnensatt lag ich gestern abend auf dem bett, nur mit einem laken als decke. nichts hätte gegen einen tiefen schlaf gesprochen, wäre da nicht, am äußersten rand meines blickfeldes, eine kaum wahrnehmbare bewegung gewesen. Ich setzte mich halb auf und erkannte, dass die unruhe von meinem strohhut herrührte. er lag umgedreht auf einem kleiderhaufen neben meinem bett. auf seiner krempe tummelte sich etwas schwarzes. zuerst dachte ich an käfer oder ameisen, die ich von meinem spaziergang im park mitgebracht haben mochte. als sich meine augen an die dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich, dass es menschen waren. eben jene, denen ich am nachmittag begegnet war. von ihrer größe abgesehen, hatte sich nichts verändert: die jugendlichen, ein junge und ein mädchen, spielten federball, ein fahrradkurier aß einen apfel, zwei berittene polizisten drehten gemächliche runden am äußersten rand. als ich mich weiter hinunterbeugte, sah das mädchen irritiert in das, was ihm der himmel sein mochte, und verschlug einen ball. der ball verfehlte nur knapp den kopf des fahrradkuriers, touchierte die kruppe eines pferdes und taumelte über den rand hinaus unter mein bett. der hut verlor die balance, ich fing ihn auf im traum.
review von: peter rosei
fängt so fehlerlos an. dann das schwarze -die käfer oder ameisen: das liliput-motiv. mir kommt deine auflösung zu harmlos vor - das mag auch an mir liegen. eine wendung alá poe oder bierce wäre mir lieber.