beitrag von: ConstanzeG.
nachtgäste
nachts wache ich jetzt öfter auf. allerhand gedanken gehen mir durch den kopf, allerhand gestalten tauchen mir auf. man könnte sagen, ich denke über mein leben nach.
die meisten gestalten stören mich nicht. da sind: die kassiererin mit der kehligen stimme, der taxifahrer, die nachbarin, die jeden gruß freudig empfängt, aber nie einen erwidert. sie alle sitzen jetzt nachts um unseren esstisch herum. warum auch nicht?, könnte ich sagen, nachts sind wir selten im esszimmer, sollen sie es doch haben.
wäre da nicht der protokollant. er sitzt seit freitag am kopfende des tisches. erst habe ich ihn gar nicht bemerkt. ich ging, wie so oft, in die küche, um mir ein glas wasser zu holen. ich grüßte flüchtig, die kassiererin und der taxifahrer ebenso, die nachbarin schwieg. alles schien in bester ordnung, bis ich den protokollanten entdeckte.
in dem moment, als ich ihn ansah, begann er zu tippen. seither hat er nicht wieder aufgehört. manchmal bilde ich mir ein, er lächle hämisch. wenn ich dann genauer hinsehe, ist seine miene unverändert. das ärgert mich am meisten. zumal ich weiß: auch diesen ärger wird er protokollieren, ohne eine miene zu verziehen.
review von: peter rosei
da hast du nun genau die schwebe zwischen alltäglich-schrullig und unheimlich erreicht. das passt!
man könnte versuchen, alle bisher verfassten teile zusammenzufügen, denke ich - zu einem a-logischen, dann allerdings echt unheimlichen, ganz sanft daherkommenden alp.