beitrag von: ConstanzeG.
reise durch die nächtliche wohnung
nachts wache ich jetzt öfter auf. allerhand gedanken gehen mir durch den kopf, allerhand gestalten tauchen mir auf. man könnte sagen, ich denke über mein leben nach. sonnensatt lag ich gestern abend auf dem bett. nichts hätte gegen einen tiefen schlaf gesprochen, wäre da nicht dieses farbspiel hinter meinen lidern gewesen. ich beschloss, in die küche zu gehen und mir ein glas wasser zu holen.
im flur sank ich bald bis zu den knien ein. der sumpf der vertanen stunden war wieder tiefer geworden. ich hielt mich am sideboard fest. einmal rutschte ich ab und öffnete aus versehen eine der klappen. "grüß dich", sagte der freund, der dahinter sein arbeitszimmer eingerichtet hat. ich schlug das sideboard schnell wieder zu, denn dieser freund wartet seit einem jahr auf einen brief von mir und ich wusste nicht, wie ich ihm das erklären sollte.
in der küche, während das wasserglas volllief, plauderte ich mit dem taxifahrer. seit ein paar wochen sitzt er jede nacht dort. wir sprachen über die schwierigkeiten mit dem sumpf. er riet mir, eine umgehungsstraße zu bauen. als ich gehen wollte, hielt er mir ein papier entgegen. "sie müssen noch unterschreiben, bitte." "was ist das?", fragte ich. "das protokoll dieses tages."
review von: peter rosei
ja, so geht das wunderbar weiter. die große vision, wie das alles zusammengefügt werden soll? oder wird es ein plan - etwa wie beim schach?
was ist bitte ein sideboard?
mit dem schachspiel kenne ich mich leider gar nicht aus. aber ich nehme an, dass ein plan da eine spielstrategie ist, die man sich vorher zurechtlegt, oder? auf die literatur übertragen hieße das dann: ich gehe durch die räume (flur, küche etc.) und stelle eher die dortigen handlungsmöglichkeiten vor, als dass ich wirklich in die handlung einsteige, oder? wenn diese interpretation stimmt, würde ich sagen: ja, eher ein plan. für die große vision bräuchte ich mehr zeichen. aber ich finde die planidee auch unabhängig von dem beschränkten platz hier reizvoll.