beitrag von: etc
Automat
Die Übung nervte jetzt schon. Automaten gehörten auf den Bahnhof -- für einen Euro sechzig bekommst du eine Flasche dies oder das -- oder in die Spielhalle. Seine Eltern hatten einen Staubsaugroboter, was auch eine Art Automat war. Informatiker verstanden da allerdings etwas ganz anderes darunter.
Die Angabe war in seinem Rucksack. Gegeben sei folgender deterministischer ... Endlich kam der Lift. Zum Glück war er leer ... Stellen Sie den endlichen Automaten grafisch dar. In Gedanken zeichnete Lukas einen Kreis und noch einen, dazu einen Pfeil von links nach rechts.
Als er nach einem Ruckeln der Aufzugskabine von dem Zettel aufsah, stand dieses Mädchen vor ihm. Eigentlich stand sie neben ihm, aber sie sah in seine Richtung und flüsterte so etwas wie ein Hallo. Er kannte sie. Nein, nicht kennen, aber sie kam ihm bekannt vor. Tinder?
Lukas flüsterte ein Hallo zurück und fragte sich, ob er nach links oder nach rechts gewischt hatte. Sie wirkte sympathisch -- zumindest in echt. Auf dem Foto hatte sie mit den aufgeworfenen Lippen überdreht ausgesehen.
Sollte er etwas sagen? Im Notfall könnte er Jandl zitieren oder sich auf ein Familienleiden ausreden. Lechts oder rinks. Vielleicht war es doch rechts gewesen und sie hatte nach links gewischt. Nur bei den Automaten aus seiner Übung brachte so etwas Pluspunkte.
review von: heinrich steinfest
Mußte den Text mehrmals lesen und darf sagen, er wurde dabei immer besser, was keineswegs selbstverständlich ist. Um es blumig zu sagen, er öffnete sich durchs Mehrfachlesen, gewann an Intensität und Farbe und Geruch (und einen Text mehrfach zu lesen ist ohnehin ein Glück für den Leser, man muß nicht alles beim ersten Mal kapieren).
Der Begriff der „aufgeworfenen Lippen“ war mir ehrlich gesagt neu, auch wenn klar ist, was das sein soll, sowas Angelina-Jolie-artig gewaltig Schmollendes. Aber aufgeworfen ist ein wunderbarer Begriff, sehr viel plastischer als wulstig etc.
Herrlich auch die Jandl-Idee und das Familienleiden – und ich weiß, wovon ich spreche.
Wenn ich etwas vorschlagen darf, würde ich die Angabe, „Gegeben sei …“ und „Stellen Sie den …“ kursiv gestalten, das macht es klarer und lesbarer (muß auch nicht kursiv sein, irgendwie anders halt) .
Und noch ein Vorschlag, nur zum Ausprobieren: Den ganzen Text in Präsenz zu versuchen, um den Leser noch stärker an dieser Situation teilhaben zu lassen. Wie gesagt nur als Versuch, wenn Sie Lust haben.
Gratulation zum Text.
Die Übung nervt jetzt schon. Automaten gehören auf den Bahnhof -- für einen Euro sechzig bekommst du eine Flasche dies oder das -- oder in die Spielhalle. Meine Eltern besitzen einen Staubsaugroboter, was auch eine Art Automat ist. Aber was hat Informatiker geritten, Ansammlungen von Kreisen und Pfeilen ebenfalls Automaten zu nennen.
"Gegeben sei folgender deterministischer ..." Endlich kommt der Lift -- zum Glück leer. "Stellen Sie den endlichen Automaten grafisch dar." In Gedanken zeichne ich einen Kreis und noch einen, dazu einen Pfeil von links nach rechts.
Ein Ruckeln der Aufzugskabine lässt mich vom Zettel aufsehen. Seit wann steht sie da so vor mir, eigentlich neben mir, aber halb in meine Richtung gewandt? Sie flüstert so etwas wie ein Hallo. Kenne ich sie? Nein, nicht kennen, aber sie kommt mir bekannt vor. Tinder?
Im Zweifel flüstere ich ein Hallo zurück. Habe ich damals nach links oder nach rechts gewischt? Mir wäre wohler, ich könnte nachsehen. Sie wirkt sympathisch -- zumindest in echt. Aber auf dem Foto: die aufgeworfenen Lippen haben sie überdreht aussehen lassen.
Soll ich noch etwas sagen? Mehr als das Hallo? Im Notfall könnte ich Jandl zitieren oder mich auf ein Familienleiden ausreden. Lechts oder rinks. Vielleicht ist es doch rechts gewesen und sie hat nach links gewischt. Nur bei den Automaten aus der Übung bringt so etwas Pluspunkte.