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der diskrete charme der funklöcher

beitrag von: trivialpoet

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Es ist wie auf dem Klo sitzen und entsetzt zu bemerken, dass jemand vergessen hat, eine neue Papierrolle einzulegen; mit einem leeren Handyakku versehen, einer Reisegruppe lärmender, der deutschen Sprache mächtigen und mit einem überbordenden Mitteilungsbedürfnis über die Geheimnisse des Universums ausgestatteten Außerirdischer zu begegnen; unvermittelt einem entzückenden Menschenwesen gegenüberzustehen, das einen, obwohl nicht mal den Hauch einer Ähnlichkeit besteht, mit einem berühmten Schauspieler verwechselt, ohne einen Stift für das Schreiben eines innig gewünschten Autogramms zu Hand zu haben; oder einfach nur keinen, den banalen, aber Schlagensatz verseuchten Inhalt rettenden Titel einer geradezu impertinenten Textminiatur zu finden.

review von: heinrich steinfest

Es ist wie – ich glaube, Heimito von Doderer hat das anläßlich seiner späten Anerkennung gemeint – endlich eine Torte zu bekommen, aber leider nicht mehr die Kraft zu haben, sie auch aufzuessen.
Was ich sagen will: Das ist ein Text, der wunderbar dazu animiert, sich weitere Beispiele auszudenken. Diesen kurzen Text praktisch „in die Länge zu ziehen“, seine Schlankheit zu verwandeln, ihn ein wenig fett werden zu lassen durch weitere Vergleiche.
Das Bild mit dem Schauspieler ist absolut gelungen, passiert mir auch ständig (allerdings habe ich darum gelernt, einen Autogrammstift bei mir zu tragen).

Zwei Erbsen diesmal:
a) der Hauch statt den Hauch
b) Schlagensatz? Wohl eher Schlangensatz, gleichwohl ich mir ebensogut „schlagende Sätze“ vorstellen kann. Und auch „impertinent“ ist ein schönes Wort. Nicht nur in diesem Zusammenhang. Sehr gelungen!
Michael Köhler sagt
17.04.2021 12:31
... Schlangensatz, natürlich!

Vielen Dank für das Feedback.