beitrag von: trivialpoet
Exodus
Nachdem er denn Ereignishorizont des Funkloches überschritten hatte, fiel alle Zumutung aufgezwungener Kommunikation von ihm ab.
Von einer royalen Unerreichbarkeit geadelt, entwand er sich den elektronischen Fesseln und trat in die Morgenröte eines vom Diktat immerwährender Gegenwart befreiten Moments.
Unmittelbar hinter ihm versuchte ein militanter Wischmob mit in die Luft gestreckten Händen die letzten Fragmente jener mythischen Welt aufzusaugen, deren Hoheitsgebiet er gerade verlassen hatte.
Hier in der Enklave lebten die Unsichtbaren.
Vom Wind bewegte Bäume wischten mit belaubten Fingern im blauen Display des Himmels über anarchistisch geformte Cloud-Icons.
Um ihn herum ein Augenblick von fast magisch scheinender Pixeltiefe.
Indem er dies alles in sich aufnahm, wuchs in ihm zusehends der Wunsch, diesen Moment mit jemandem in der anderen Welt zu teilen.
Er fasste sich in seine Jackentasche ...
review von: heinrich steinfest
Da stecken viele wunderbare Bilder drin – herrlich, der militante Wischmob –, die aber dennoch nicht von der eigentlichen Geschichte ablenken.
Das scheint mir diesmal noch besser gelungen als bei Ihren bisherigen Texten (siehe „geniale Attitüde“), die Vereinigung poetischer Kraft (gar nicht trivial) mit Textverständlichkeit und Erzählstrang.
Worüber ich allerdings gestolpert bin (woran freilich auch der Stolpernde selbst schuld sein kann) ist die Formulierung der anarchistisch geformten Wolken. Sollte da nicht eher von anarchisch geformten Wolken oder wild geformten Wolken die Rede sein?
Lieber Herr Steinfest, wenn ich so sagen darf, vielen Dank für Ihre Rückmeldungen und Korrekturen!