beitrag von: hfijalka
Mein Sommer. Der Schulaufsatz.
Konnte abends keine besoffenen Nachrichten schreiben. Konnte morgens mich nicht für sie schämen. Habe die tapezierten Wände der Pension angestarrt. Aus Langeweile zum Dachfenster geschlurft. Rausgeschaut. Paar Tage mit Freunden am See im Hochsommer. Auf den Wald geschaut, auf den Nebel, der von der Wiese dem Wald zu Fuß gelegt worden war. Das Zimmer in der Pension, das kein Netz hatte, war meins. Habe das Buch ausgepackt. Life Coaching Scheiße. Gut gemeinte Lektüre vom Peter nach dem Crash meiner Ehe und Scheidung. Angefangen zu lesen. Warum habe ich nicht mein Buch mit? Funkloch. Keine Nachrichten, keine Emails, nix. Olgas Fröhlichkeit nervte. Im Zimmer war’s ruhig. Den Wald und den Nebel konnte ich stundenlang anstarren abends, morgens. Der Leserhythmus stabilisierte sich. Es brannten parallel die Wunden des Dates, das eine plump gespielte Romanzen für einfach und schnell Sex war. Schlaflosigkeit. Lesen. Stille. Am See im Boot Emails checken, dann zurück in die Pension, weiterlesen. Schwimmen, mit Olgas Freunden plaudern.
Mit den Tagen wurden die Gespräche erträglich. Hab vorgeschlagen ein Lagerfeuer am Rande des Sees zu bauen. Wer will schon noch einen Abend mit dem verdammten Buch. Anstatt, gab‘s Glattwerden des sich beruhigenden Abendsees, Würstel, Bier, Wald-Nebel Schauspiel. Überraschung eines ersten Nachtgewitters. Am nächsten Tag bin ich abgereist.
Ein halbes Jahr später bin ich privat umgezogen. In ein Hochhaus mit Blick auf einen See.
review von: heinrich steinfest
Klasse Einleitung, sich mal nicht schämen zu müssen für den Mist vom vergangenen Abend.
Mein Liebling in diesem Text, Ihr Nebelbild. Was so eine Wiese einem Wald alles zu Fuß legen kann. Einfach toll!
Nur bei einem Satz tue ich mir schwer, trotz durchgehendem Telegramm-Stil: Der Satz mit der Romanze für einfach und schnell Sex. Zumindest hat es bei mir da gehakt, also ich bin kurz aus dem Fluß raus. Denn denn auch wenn er grammatikalisch stimmen würde, holt dieser Satz einmal zu viel Luft.
Und ein Vorschlag noch: Noch ein paar Punkte mehr (siehe Telegramm). Also so wie „Schlaflosigkeit. Lesen. Stille.“ dies auch im zweiten Absatz anwenden: „ … Abendsees. Würstl. Bier. Wald-Nebel Schauspiel.“ (und eventuell noch ein Bindestrich: Wald-Nebel-Schauspiel).
Wie gesagt, nur ein Vorschlag (der jetzt den Einwänden unbotmäßig viel Gewicht gibt, wo doch der Text insgesamt von einer beachtenswerten Dichte ist, und die Autorin hier meisterhaft über die Wellen reitet).
Danke für diesen Schulaufsatz.