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der diskrete charme der funklöcher

beitrag von: trivialpoet

sonnenstich

Plötzlich dies kosmische Lachen über den Menschen. Kurz und schmerzlos fährt es dessen technischem Korsett in die zuckenden Glieder. Puff. Das feixende Zentralgestirn brennt einfach mit den Transformatorenbräuten durch. Davon weiß der junge Mann nichts. Der hockt da, glotzt blöde auf ein leeres Display. Schüttelt und rüttelt es. Wackelt und murrt. So sieht sie also aus, die dunkle Seite der Macht. Denkt er. Das muss doch gehen, wischt er. Lachen ist ein Emoji. Ein Kuss ist ein Emoji. Ja, wenn sie denn jetzt da wäre, könnte er es ja mal ohne versuchen. Quasi ganz emojilos. Das Handy ist tot, die Stadt ist tot, nur der Mond lebt. Grinst der blöde Kerl vielleicht? 
Man könnte es fast meinen. Der junge Mensch sitzt da. Auf einer Bank, auf einem Hügel über der tiefgefrorenen Stadt. Er drückt und schiebt und wischt das Nichts beiseite. Doch die Flunder bleibt ein stummer Fisch. Er sieht nach oben. Interessant, die vielen Sterne. Mist, Sternenbilder kann man ja gerade nicht abfragen.

review von: heinrich steinfest

Ich frag mich grad, ob man eigentlich nur gelobt werden will, wenn man in eine Schule geht, wo man ja nachher gescheiter rausgehen sollte als man vorher reingegangen ist. Trotzdem: So ein schöner Text! Mein Lieblingssatz hier ist der über das feixende Zentralgestirn, das mit den Transformatorenbräuten durchbrennt.
Und was man dem Text nun wirklich nicht vorwerfen sollte, ist seine gute Verständlichkeit, die ja nicht etwa plump daherkommt. Verständlichkeit, finde ich, ist ein wünschenswertes Wagnis.
Wenn ich persönlich etwas ändern würde, dann vielleicht, dem letzten Satz eine eigene Zeile zu widmen, so daß zwischen den „Sternen“ und dem „Mist“ eine kurze Pause entsteht, eine Innehalten, eine Atemlosigkeit.
(Aber ich bin halt ein Absatz-Fan.)
Michael Köhler sagt
14.04.2021 15:24
… es ist immer ein schmaler grat. schreibt man zu verständlich, fehlt dem text irgendwie die geniale attitüde.
aber wie heißt es doch so schön: die sprache sollte klar, aber nicht gewöhnlich sein.
das ist für einen schreibenden schon herausforderung genug.
danke für den kommentar.

die dramaturgische pause -via absatz- zwischen „sternen“ und „mist“ ist eine überaus plausible anregung!
Benjamin Schoppmann sagt
24.04.2021 20:32
mein lieblings ist - die dunkle macht.
der schluss, sagt der nino, muss gut sein.