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der diskrete charme der funklöcher

beitrag von: bjerabek

Benetzung 1. Guten Morgen

Ich war gescheit. War ich? Wie gescheit war ich, als ich mir den "mobile2brain"-Konnektor implantieren ließ? Aber gut, so kennt sich jetzt natürlich erst einmal niemand aus.
Also: Implantiert, alles super. Kein lästiges Tippen. Einfach nur daran denken, schon wird die Sprachverbindung hergestellt mit dem, an den ich grad denk. Und Augmented Reality mittendrin: wo muß ich hin? Ich folge der Leuchtspur vor meinem inneren Auge, das mit meinem äußeren verschmolzen ist. Geil. Und was ich grad seh: als Screenshot gespeichert. Gedächtnisleistung leichtgemacht!
Aber dann dieser Vormittag um 10.23h, mitten in der Stadt: peng! Schwarz vor Augen, und in bedrohlichem Rot eine Schrift: Wir haben deine Realität verschlüsselt. Gib uns deine Geheimnisse, um sie wieder zu entsperren.
Was? Welcher Irre... Und es stimmt. Leider. Alles ist verzerrt. Statt Menschen sehe ich Stofftiere aus Fliesen und Fichtennadeln. Sie reden nicht, stoßen wirre Lichtblitze aus. "Spiel wenigstens meine Musik!" denke ich flehend. Aus meiner Kehle kommt nur ein unheimliches Gurgeln -- falls das meine Ohren überhaupt richtig melden. Ein kribbelndes Jucken überzieht meine Haut. Das soll Musik sein? Na danke.
Es ist mir ein Rätsel, daß mich noch keine Panik aus den Schuhen prackt. Weil, verdammt, früher hast noch ein Kabel herausreißen können, wenn was schiefgegangen ist. Aber jetzt? Alles perfekt ohne Wackler, drahtlos, Endlosakku... Der Wackler bin ich selbst. 10.31h, ich sitz auf einer Bank und warte auf die Panik.

review von: heinrich steinfest

Danke für diesen ersten fünfzehnzeiligen Blick in die Hölle.
Mein Lieblingssatz: „Spiel wenigstens meine Musik.“ Also bei mir hat bereits da die Panik eingesetzt.
seawas berndi sagt
28.04.2021 23:22
Per "Hightech-Gadget" zum total Vernetzten und dann zum totalen Ein-/Ausgesperrten.
Im Schreibfluß war mir selber mulmig, wo das noch hinführen würde...