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unterwegs – down the road away

beitrag von: jhruebel

roadmovie (1)

das leben liegt vor mir. die schwarze gerade
erstreckt sich bis zum horizont. ich fahre 
westwärts ungezählte stunden schon
die luft kristallisierte hitzestarre
der kilometerzähler ist die uhr 
die tickt. die sicht verschwimmt in einer staub-

wolke wenn die trucks den straßenstaub
durchpflügen wie ein kampfstier der gerade
verwundet anlauf nimmt und wieder nur
ins leere läuft. das hupen die fanfare
als gruß dem einsamen im reich der starre
die erde dreht sich unter mir und schon 

geht wieder eine sonne vor mir schön
und drohend unter taucht den wüstenstaub
in rotes gold bis sie verglüht. ich starre
auf den ball zuletzt nur eine gerade
ein punkt. die dunkelheit kriecht als gefahr 
unmerklich langsam über mich ein ur-

verlust ein ausgelöscht sein. die natur 
erwacht huscht flattert hat am tage schon 
im dunkel ausgeharrt und die gefahr 
der helligkeit gemieden. in den staub-
igen abzweig ziehe ich den wagen, gerade 
noch bevor die luft in schwarzer starre


review von: peter rosei

ein hyper-roadmovie mit den bekannten versatzstücken: schade, dass du nicht einzelne tolle motive etwa: mein kilometerzähler ist die uhr - groß und wuchtig ausbaust, statt immer neue und wieder neue bilder anzuhäufen. freilich, auch das berserkerhafte vordringen des textes hat was ,,,
Jan Hendrik Ruebel sagt
12.10.2023 16:10
ich frage mich, ob eine typographische Verfremdung die Geschlossenheit der Form (Sestine, die schönste Schikane der lyrischen Formen laut Jan Wagner) sprengt. Das Repetitive ist ja sowohl Muster dieser Form als auch einer langen Autofahrt; deshalb habe ich diese Form gewählt. Variationen der "Reimwörter" habe ich zur Abwechslung benutzt (fahre & (Fan-)fare & far (east) usw.) oder Uhr & ur & (Nat)ur usw.
peter rosei sagt
12.10.2023 16:19
was mich angeht, würde ich die bilder nie einer formalen ordnung unterwerfen, sondern, umgekehrt, die ordnung an die bilder anpassen. du siehst: hier trennen sich unsere wege.