beitrag von: BOA
Erkennen
Sie betrat den Ort, der in keiner Karte verzeichnet ist; kein Satellitenbild erfasst ihn, kein Google Maps führt zu ihm. Hinter der Tür ohrenbetäubende Stille. Sie war zu Hause, dort, wo niemand folgen kann und Einsamkeit auf Zwiesprache wartet; am Ort ohne Ablenkung, ohne Kurznachrichten aus maximal 200 Zeichen ,die nach Antwort heischen, nach retweets oder likes; am Ort ohne behashtaggte Schönbilder, ohne Katzenvideos, ohne von Schaukeln fallenden Pandabären. Es war ein Ort voller Zerrspiegel und sie sah sich stolz wie eine Königin, jung und begehrenswert mit Edelsteinen geschmückt und im nächsten Spiegel alt und fett, gezeichnet von zu viel Ablenkung – nichts mehr übrig von den Träumen, die sie einmal hatte, nichts mehr übrig von dem Leben, das sie erhofft hatte. Sie sah sich um in dem Raum in dem die Zeiten verschmolzen zu ihrem Leben in allen Facetten, die waren oder hätten sein können. Sie erkannte den Moment in dem sich alles und nichts, Leben und Träume bündeln – sie erkannte.
review von: peter rosei
die Situation, die tristesse, ganz klar, dazu gut gesetzte bilder: der zerrspiegel z.B. - den letzten satz würde ich streichen, weil er unklar ist. stattdessen, vorschlag: lass den vorletzten satz so ausgehen: ... ja, so war das.