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unterwegs – down the road away

beitrag von: ConstanzeG.

Ihre Hände

Der Bus ist nicht gekommen, ohne Erklärung. Ich lasse mich auf die Bank fallen. Neben mir eine Frau im grauen Overall, ein Hausmeisterdienst auf dem Rücken. Sie lehnt sich nach vorne und lächelt in die Sonne. Als ich mir die Hände eincreme, fragt sie: „Ist gut?“. Auf Schuhe bin ich schon angesprochen worden, auf Jacken, aber noch nie auf Handcreme. „Ja, schon“, sage ich. Sie legt ihre Hände ineinander und streckt sie mir entgegen. Ich zögere, weil es wahrscheinlich nicht das ist, was sie erwartet: kein Mango-Papaya-Duft, sondern Creme für schwere Neurodermitis, sie riecht medizinisch und klebt. Aber was soll ich machen, diese Einwände wird sie nicht verstehen, also gebe ich ihr einfach etwas ab. Erst jetzt sehe ich ihre Hände wirklich an. Jede Bewegung mit diesen Händen, jede Berührung muss ihr wehtun. Sie verreibt die Creme, riecht an ihren Händen, nickt mir zu, strahlt. Für den Rest der Wartezeit versinkt sie in ihrem Smartphone. Jeder Fingerwisch hinterlässt einen klebrigen Film auf dem Display.

review von: peter rosei

sehr gut erzählt, angemessener, nüchterner ton; dadurch starke wirkung. Als titel würde ich vorschlagen: eine begegnung - und den letzten satz würde ich weglassen.
Constanze Geertz sagt
14.10.2023 16:05
Vielen Dank. Ja stimmt, der Titel war arg geschlampt und den letzten Satz braucht's wirklich nicht.
Nina Bauernfeind sagt
14.10.2023 21:50
kein Mango Papaya Duft. So schlicht und so schön. Gefällt mir sehr, sehr eindrückliche Geschichte.